Paprika mit Weichzeichner
Was passiert, wenn zehn Menschen, die gutes Essen und Wein lieben, einen ganzen Monat in einem alten Landhaus in der Provence verbringen? Es wird eng in der Küche. Jeder will mal an den Herd. Weil die traumhaften Märkte vor knackigem Gemüse überquellen und die Metzgereien zartes Lamm und Landpasteten zum Niederknien anbieten. Weil die Küche alt, aber fantastisch ausgestattet ist. Dieser Sommer vor 13 Jahren wird mir immer als lichtdurchfluteter Traum voller Geschmäcker, leckerer Düfte und geselliger Abende unter Sternenhimmel mit fröhlichem Gelächter in Erinnerung bleiben.
Ein besonderer Nachmittag sticht dabei hervor. Alle waren weg, mit dem Rad in den Lavendelfeldern, mit dem Auto in die nächste Stadt, mit den Kindern im Schwimmbad. Ich war alleine und hatte die wundervolle Küche in unserem Chateau, wie wir das einstmals herrschaftliche und nun etwas morbide Landhaus nannten, ganz für mich. Ich liebe Antipasti. Und an diesem magischen Nachmittag schnippelte, köchelte und richtete ich eine Vorspeise nach der anderen an, wie manisch. Es gab nur meine scharfen Messer, das Gemüse und mich. Es sah alles tatsächlich aus wie in einem Provencefilm, wenn die Nachmittagssonne und der Weichzeichner alles noch ein bisschen schöner machen, als es ohnehin schon ist. Zurück in die Küche. Eine dieser Vorspeisen waren gebackene Paprika mit Sardellen, schwarzen Oliven und Knoblauch, eine mediterrane Geschmacksbombe. Und das geht so:
(für 2 Personen als Vorspeise)
3 große, dunkelrote Paprikaschoten
10 schwarze, trocken eingelegte Oliven
12 Sardellefilets (wenn verfügbar die besten, also aus Cantabrico)
1 kleine Zehe Knoblauch, feinst gewürfelt
1 TL Kräuter der Provence
1 TL Piment d’Espelette
Eine Prise Salz
8 EL vom besten Olivenöl, das man bekommen kann
(falls verfügbar: ein paar Tropfen Collatura, eine süditalienische Sardellensauce)
Die Paprikaschoten waschen, halbieren, entkernen und die weißen Rippen herausschneiden. Mit der Schnittfläche nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Ofenblech legen, sparsam mit Fleur de sel bestreuen und mindestens 20 Minuten bei 240 Grad (Umluft) in den vorgeheizten Backofen schieben. Das ist eigentlich für den Geschmack dieser Vorspeise der entscheidende Vorgang, weil die Paprika dadurch ein süßliches und fruchtiges Röstaroma entwickelt. Die Haut, die im Ofen schwarze Stellen bekommt und Blasen wirft, lässt sich so später auch leicht abziehen. Nach 20 Minuten die halbierten Schoten aus dem Ofen holen und in eine Plastiktüte geben, die man an der Öffnung verknotet. So garen die zarten Schoten noch ein wenig nach. Nach 15 Minuten sind sie abgekühlt. Nun die Haut abziehen und vor uns liegen duftende, zarte „Filets“ von der Paprika.
Dann eine Schale großzügig mit Olivenöl auswischen, die Paprikahälften nochmals halbieren und die Schale damit auslegen. Jetzt die Oliven und Sardellen auf der Paprika verteilen, mit den Knoblauchwürfeln bestreuen, Provencekräuter und Piment d’Espelette darüber verteilen und final mit Olivenöl beträufeln. Wer Collatura im Haus hat, kann noch dezent ein paar Tropfen davon auf unserer Vorspeise verteilen. Diese stark konzentrierte Sardellensauce bringt noch ein bisschen zusätzliche Würze ins Spiel, muss aber nicht zwingend sein. So. Jetzt schieben wir die Schale noch für 15 Minuten bei 70 Grad in den Backofen und dann kommt diese Köstlichkeit sofort auf den Tisch. Dazu ein paar Scheiben Baguette und ein eiskalter Rosé.
Unsere Zeit im Chateau ist immer noch sehr präsent, auch wenn sie schon lange vorbei ist. Die Kinder sind fast schon Teenager, wir alle haben silbrige Fäden in den Haaren und Lachfalten bekommen, aber zum Glück sind wir alle noch immer gesund – und eng befreundet geblieben. Eigentlich könnten wir mal wieder dieses zauberhafte Anwesen in der Montagne de Lure mieten. Ich freue mich schon auf die Küche. À bientôt!