Auferstehung mit Kaninchen
“Der Frühling ist eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit”, dichtete einst Henry David Thoreau. Damit hat er bestimmt meinen Grill gemeint. Irgendwann im Oktober hatte ich einen ganzen Tag mit diesem Prachtstück verbracht. Auseinander genommen, gereinigt, geputzt, wieder zusammengesetzt und dann mit der Winterhaube eingepackt. So clean war der gute Weber nicht mehr seit dem Tag, an dem er vor zwei Jahren geliefert wurde. Und da stand er dann, monatelang in Wind und Wetter, unsterblich zwar, aber noch nicht wieder auferstanden. Kurz nach Ostern begann ich, die Pflanzen auf der Terrasse wieder regelmäßiger zu gießen und kam immer wieder an diesem großen Paket vorbei. Und die Sehnsucht wurde immer größer. Daneben im Kräutertopf sprossen dieweil wie immer die ersten grünen Blättchen von Estragon aus der noch winterlichen Erde. Letztes Wochenende war es dann so weit. Bepackt mit allerlei Grillgut verließ ich meinen liebsten Einkaufstempel, das Karstadt am Neuköllner Hermannplatz.
Zum Saisonstart möchte ich mich auch an den Grill wieder ein wenig rantasten, also noch nix mit Tomahawk-Steaks und geräucherten Schweinenacken vom Drehspieß. Keine Rippchen im Westernstyle und auch kein Pulled Pork. Denn die Frühlingsküche sucht ja eher die zarten Aromen, passend zu den blühenden Sträuchern und den Bäumen, die langsam von einem frischen Grün angehaucht werden und uns damit verkünden, dass der scheußliche Winter nun zuende ist. Zum Saisonauftakt möchte ich Euch deshalb heute ein kleines Schmankerl servieren, das mir dann beim Abnehmen der Winterplane spontan eingefallen ist.
Kaninchenfilets im Baconmantel, dazu ein sahniges Gemüse vom grünen Spargel (2 Personen)
6 Kaninchenfilets
12 Scheiben Bacon
Honigsenf ‘Moutarde au Miel’ von “Maille”
Estragon, frisch und grob gehackt oder notfalls getrocknet
Fleur de sel
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
zwei Bund grüner Spargel
2 Schalotten, feingehackt
1 Espressotasse Sahne
Fleur de sel
weißer Pfeffer
Den Bacon leicht überlappend übereinanderlegen, mit etwas Honigsenf dünn bestreichen. Mit Estragon bestreuen, salzen und Pfeffern. Dann die Kaninichenfilets darin fest einrollen, und zwar leicht schräg, so dass sie nun fast komplett in ihren Bacon-Mantel eingehüllt sind. Die Kaninchenfilets können jetzt ruhen, während der Spargel an den Start geht. Die Stangen unten großzügig abschneiden und im unteren Drittel schälen. Die Stangen nun in 2cm lange Stücke schneiden und in etwas Pflanzenöl bei mittlerer Hitze ca. 5 Minuten sanft anbraten. Die Köpfe kommen erst später hinzu, weil sie schneller gar werden. Zunächst kommen die Schalottenwürfel hinzu, sie sollten in drei bis vier Minuten glasig werden. Dabei immer wieder wenden und nun die Spargelköpfe hinzugeben. Die Temperatur zurücknehmen und mit aufgelegtem Deckel 5 Minuten garen lassen. Nun geben wir die Sahne dazu, ebenso Salz und Pfeffer. Wenn nach 3-4 Minuten köcheln (ab und zu wenden) die Sahne zur Hälfte eingekocht ist, sollte dieses Gemüse fertig sein, also Deckel drauf und Hitze weg. Kurz vor dem Servieren wieder hochziehen.
Auf dem Grill werden die Kaninchenfilets jetzt bei mittlerer Hitze einige Minuten angegrillt und mehrmals gewendet. Beim Wenden sehr vorsichtig sein, damit die Bacon-Schicht sich nicht löst oder zerfleddert. Das zarte Aroma des Estragons würde in der Grillhitze verfliegen. Danach lassen wir sie einer Aluschale mit geschlossenem Deckel noch 5 Minuten weitergaren. Die Hitze im Grill kann man reduzieren oder sogar abschalten. In dieser Zeit bietet es sich an, den Tisch zu decken und den Wein zu öffnen, bei uns war es ein Chardonnay/Grand Manseng “La Hiraire” vom Weingut Tariquet, der nicht umsonst letztes Jahr eine Goldmedaille bei der Berliner Wein Trophy gewonnen hat. Duftig und elegant fruchtig ist er perfekt zu den saftigen, zarten Kaninchen und unserem sahnigen Spargel. Thoreau hatte recht: So fühlt sich Wiederauferstehung an. Zumindest am Grill. À bientôt!
p.s.: Den Wein findet Ihr um Beispiel hier: http://www.pinard-de-picard.de/katalog/wein/detail/994109264.html und wer ein bisschen experimentierfreudig ist und keine Angst hat vor ein paar zusätzlichen Kalorien, der kann beim Kochen die Sahne für den grünen Spargel durch Mascarpone ersetzen. So macht es nämlich die Mutter von Frau Knauber.