HoHoHo? Über Kinderglauben und Weihnachtsessen
Sophie ist acht Jahre alt. Sie hat inzwischen leichte Zweifel, ob der Weihnachtsmann wirklich existiert. Am 5. Dezember 2022 geht sie brav ins Bett, in Erwartung der Geschenke, die sie morgen in ihren Schuhen finden wird. Aber dieses Mal stellt sie ihr Iphone in den Flur und aktiviert per App eine Bildaufzeichnung per Bewegungsmelder, wie sie auch von Förstern verwendet wird. Am nächsten Tag sieht sie die schreckliche Wahrheit. Im düsteren Licht wurden nur verschwommene Bilder aufgezeichnet, aber es gibt keinen Zweifel: Jemand füllt um 00.12 Uhr ihre Schuhe mit Konfekt und Marzipan. Dieser Jemand ist eindeutig ihr Vater. Und vom Nikolaus ist nirgends etwas zu sehen.
Als sie das in der Schule erzählt und das Beweis-Video zeigt, brechen bei vielen Kindern Welten zusammen. Zum Beispiel bei meiner Nichte Katharina. Vielleicht ist der Abschied vom Weihnachtsmann der erste Schritt zum Erwachsenwerden. Wir haben Katharina intensiv getröstet und hatten dieser Tage ein wunderbares Familienessen, das ich mit meinem Freund Matzi gekocht habe. Die erste Vorspeise war ein weihnachtlicher Rohkostsalat von Roter Bete, Himbeeren und Walnüssen. Und das ging so:
(Für 4 Personen)
3 Kugeln vorgekochte Rote Bete, in dünne Scheiben gehobelt
150 g Himbeeren
1 Handvoll Salatmischung oder Feldsalat, gewaschen und getrocknet
15 Walnusskerne
Himbeeressig
Walnussöl
Honigsenf (Maille)
schwarzer Pfeffer (aus der Mühle)
weißer Pfeffer
Die Walnüsse grob hacken und in einer Pfanne ohne Fett anrösten, bis sie ein bisschen knackig werden und wundervoll duften. Auf das Anrösten von Nüssen oder Pinienkernen sollte man sich immer konzentrieren, da ist schnell etwas angebrannt. Also dabei bleiben und immer wieder wenden. Der Clou an diesem Rohkostsalat ist, dass die Walnüsse durch das Walnussöl, die Himbeeren durch den Himbeeressig unterstrichen werden und durch das Dressing eine wunderbare Harmonie entsteht. Ich nehme bei Dressings über den Daumen oft 5 EL Öl, 3 EL Essig, einen TL Senf, Salz und Pfeffer. Dann mische ich das mit dem Schneebesen oder in einem Plastikgefäß. Jetzt beginnt die Feinmechanik: Soll es etwas nussiger rauskommen oder braucht es mehr Frische durch den Himbeeressig? Oder noch etwas Senf für die Bindung und das zarte Honigaroma? Jeder wird diese Fragen nach eigenem Geschmack beantworten und deshalb gebe ich bei Dressings ungern feste Mengen vor.
Jetzt die rote Bete-Scheiben auf einer Servierplatte überlappend anordnen. zart salzen und pfeffern, Salat, Himbeeren und Nüsse darüber verteilen und mit dem Dressing beträufeln. Das Ganze sollte eine halbe Stunde vor dem Servieren stattfinden, so kann die Marinade sich entfalten. Geschmacklich ist dieser Salat ein erster Höhepunkt in unserem Weihnachtsmenü und auch optisch stellt er mit seinen Rot- und Grüntönen die Weichen für die Festtage.
Katharina hat’s auch geschmeckt. Den Nikolaus-Schock hatte sie schnell überwunden und trug der Familie das Gedicht “Knecht Ruprecht” von Theodor Storm vor. Hier geht es nicht um den Weihnachtsmann, sondern um das Christkind. Und an das hat sie den Glauben vielleicht noch nicht verloren. À bientôt!
p.s.: Vor Weihnachten poste ich jetzt jedes Wochenende ein Weihnachtsgericht. Für alle, die vielleicht nicht mehr an den Nikolaus glauben – aber daran, dass festliche Essen im Familien- und Freundeskreis die Weihnachtszeit so besonders machen. Ich wünsche Euch einen schönen dritten Advent!