Bei meinem Geburtstag im Februar, also noch im Winter, gibt es schon aus Trotz gegen das Wetter (und gegen das Älterwerden) unter anderem eine große, mediterrane Anrichteplatte voller kleiner Tomaten mit Mozarellakügelchen und dazu ein bisschen Basilikum, von einem dieser kleinen Basilikumstöcke aus dem Laden gezupft. Ihr kennt die Dinger. Sie stehen dann noch ein bisschen in der Küche, man gießt sie ab und zu, aber irgendwann lassen sie die Blätter hängen und wenn man es nicht mehr mit ansehen kann, wirft man sie dann schweren Herzens weg. Dieser Topf war aber irgendwie anders. Zäher als alle anderen. Er verlor nicht seine kräftige Farbe, es kamen immer neue Blättchen nach und sie schmeckten mit der Zeit auch immer intensiver. Nach vier Wochen Überleben begann ich, den Topf morgens auf dem Weg zur Kaffeemaschine respektvoll zu grüßen. Nach zwölf Wochen war er immer noch da und ich beschloss, ihn im Garten einzupflanzen. In einen Topf im Halbschatten, angeschlossen an meine Bewässerungsanlage. Als wir dann aus dem Urlaub zurückkehrten, hatte sich der Überlebenskünstler zu einem kleinen Gebüsch entwickelt, das sein Volumen nach weiteren vier Wochen verdoppelt hatte. Und so gab es in diesem Jahr öfter Pesto, zum Beispiel diese sizilianische Variante aus der Region Trapani von der Westküste der Insel. In der würzigen Paste steckt viel von dem, was auf dieser sonnigen Insel so üppig wächst. Dazu gab es gebratene Garnelen und Kammmuscheln.
(für 2 Personen)
50 g Basilikumblätter ohne Stängel, das sind zwei bis drei Hände voll
100 g gehobelte Mandeln
100 g junger Pecorino, fein gerieben
150 ml sizilianisches Olivenöl (am besten von der Sorte Nocellara aus dem Westen der Insel)
100g karamelisierte Tomatenviertel (gekauft,aus dem Glas; man kann auch frische Cocktailtomaten nehmen oder die Tomätchen selber in der Pfanne mit etwas Puderzucker und einem Schuß Balsamico karamelisieren)
1 Zehe Knoblauch, fein gewürfelt
Salz, schwarzer Pfeffer und 1 TL Piment d’Espelette (oder Chiliflocken)
150 g Spaghetti (in diesem Fall “Academia Barilla”, durch die Verwendung der traditionellen Bronzematrizen bei der Herstellung ist die Oberfläche der Spaghetti etwas unebener und Saucen bleiben besser haften)
Zuerst das Basilikum grob hacken. Die Mandelblättchen dann in einer Pfanne ohne Fett bei mittlerer Temperatur erwärmen, bis sie eine zartgoldene Farbe annehmen, abkühlen lassen und grob hacken – einige für die Deko zurückbehalten. Zuletzt den Pecorino sehr fein reiben. In einem hohen Gefäß werden nun die Maldelsplitter mit dem Basilikum, dem Knoblauch und dem Öl unter Einsatz eines Pürierstabes zu einer homogenen Paste verarbeitet. Mit Salz, Pfeffer und Chiliflocken abschmecken und dann den geriebenen Käse hinzugeben. Nun die Tomaten mit der Paste vermischen. Wer es etwas geschmeidiger mag, gibt noch einen Schuß Olivenöl hinzu. Während die Nudeln kochen, brät man in der Pfanne fünf halbierte dicke Garnelen und zehn Kammmmuscheln und stellt sie bei 60 Grad im Ofen warm. Vor dem Braten würze sich sie sehr zurückhaltend mit einer Spur Cayennepfeffer.
Unser Pesto entfaltet, mit den heißen Spaghetti vermischt, einen würzigen, intensiven Duft. Die Mischung aus Mandeln und süßen Tomaten in Verbindung mit dem gartenfrischen, pfeffrigen Basilikum und dem pikanten Pecorino hat extremen Suchtfaktor. Dieses Pesto ist gewissermaßen ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, wie man wohl in sizilianischen Mafiakreisen sagen würde. Auch beim Wein dazu bleiben wir an der Westküste: Es gibt einen weißen “Terre del Sole” aus der Rebsorte Grillo, der in der Nähe von Marsala wächst und sehr gut gekühlt serviert wird. À bientôt!
p.s.: Meinen Basilikumbusch werde ich dieses Jahr erstmals überwintern. Wetten, dass er durchkommt? Vielleicht gibt es dann ja im Februar beim Geburtstagsessen zur Abwechslung mal Pesto.
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