Brathähnchen, ganz weit vorne
In Berlin gibt es einen riesigen Laden von Weber Grill. Der Porsche der Grill-Community. Da haben sie natürlich Grills, aber auch Zubehör wie Zangen, Abdeckhauben, Thermometer, Gewürze, Saucen … Alles sehr gut, aber alles auch deutlich teurer als zum Beispiel Normalo-Zangen, die ihren Zweck, ein Würstchen auf dem Grill umzudrehen, ebenso gut erfüllen. Findet jedenfalls Frau Knauber. Immer, wenn ich mal wieder bei Weber schwach geworden bin, räume ich die Einkäufe deshalb schnell ein und lasse die wertige Einkaufstasche rasch verschwinden, um kritische Nachfragen nach dem Sinn einer weiteren Packung mit Hickory-Räucherspänen gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Das gelingt leider nicht immer. „Was ist DAS denn?“, fragte Frau Knauber verwundert, als sie im Küchenschrank den schwarz glänzenden Geflügelhalter von meinem letzten Einkauf entdeckte. Wortreich erklärte ich, dass ich den immer schon haben wollte, für rundum knusprige Hähnchen aus dem Backofen. Zudem werde in der Mulde unter dem Huhn der Bratensaft aufgefangen und da sei auch noch genügend Platz für Kartoffeln, Zwiebelchen und Kräuter. Frau Knauber quittierte meine umfassenden Ausführungen mit einem langen Blick, den ich nicht recht deuten konnte, und räumte meinen Neuerwerb wortlos wieder zurück in den Schrank, ganz nach hinten.
Ein komplettes Hähnchen aus dem Ofen gehörte nie zu unseren Favoriten, weil die Brust oft trocken wird und am Ende nur die Haut auf der Oberseite des Flattermanns schön kross ist. Nun wollte ich den Beweis antreten, dass eine gute Ausrüstung einen in der Küche weiterbringen kann, und das ging so:
1 Bio-Huhn bester Qualität, ca. 1,5 kg, küchenfertig
6–7 sehr kleine Kartoffeln (Grenaille oder Drillinge), ungeschält
5 dicke Frühlingszwiebeln oder Schalotten, geschält, halbiert
1 Knolle Knoblauch, quer halbiert
1/2 Zitrone, geviertelt
5 Zweige Thymian
2 Zweige Rosmarin
1 Stängel Salbei
3 Zweige Bohnenkraut
40 g Butter
Fleur de Sel
Piment d’Espelette
100 ml Geflügelfond
Würz-Marinade:
10 EL Pflanzenöl
1 EL Paprikapulver, edelsüß
1 1/2 TL Piment d’Espelette
1 TL Fleur de Sel
1/2 TL Gyrosgewürz (Ankerkraut)
1/2 TL Fleur de sel
Die Kartoffeln, Zwiebeln, Zitronenviertel und den Knoblauch in der Mulde des Gelfügelhalters verteilen, dezent salzen, mit etwas Piment d’Espelette bestreuen, Kräuterzweige dazulegen und den Geflügelfond angießen.
Jetzt das Huhn von innen salzen, ein paar Kräuterzweige in die Bauchhöhle schieben und auf den Geflügelhalter setzen. Diesen in der Mitte der Form platzieren. Die Würz-Marinade aus den obigen Zutaten herstellen und das Huhn mit einem Silikonpinsel gut mit dieser Paste bestreichen. Mancher wird die Menge der Gewürze vielleicht befremdlich finden, aber probiert es selber oder variiert die Zutaten der Marinade.
Den Geflügelhalter nun auf die untere Ebene des auf 170 Grad Umluft vorgeheizten Backofens schieben. Schon nach zehn Minuten durchzieht ein unbeschreiblicher Duft die Küche. Die Garzeit richtet sich nach dem Gewicht des Huhns, hier etwa 100 Minuten.
15 Minuten vor Ende der Garzeit die Butter bei kleiner Hitze in einer Kasserolle schmelzen lassen, das Huhn damit rundum bepinseln und den Backofen wieder schließen. Das Ergebnis ist ein köstliches, rundum knuspriges, duftendes Huhn mit leckeren Beilagen und einer größeren Menge Bratensaft, der vom Geflügelhalter ebenfalls aufgefangen wird. Das einfache Brathähnchen wird so zu einem Festessen, und es bleibt garantiert nichts übrig.
In einer guten Beziehung braucht man nicht darauf herumzureiten, dass man eine richtige Entscheidung getroffen oder der andere bei einem Thema falsch gelegen hat. Als Frau Knauber am nächsten Tag den Geflügelhalter wieder in den Schrank räumte, bekam er einen Platz ziemlich weit vorne. À bientôt!