Über Rom, den Papst und knusprige Auberginen
Dass ich mit 16 Jahren nach Rom kam, habe ich dem Papst zu verdanken. Der hatte Ostern 1984 zum ersten Weltjugendfest in die Ewige Stadt geladen und mit der katholischen Jugend konnte man im Sonderzug sehr, sehr günstig nach Rom fahren. Da ließ ich mich nicht zweimal bitten.
Die Stadt faszinierte mich so sehr, dass meine Teilnahme an Gottesdiensten und Veranstaltungen, sagen wir mal, überschaubar war und ich mir stattdessen mit dem Falk-Plan unter dem Arm die Stadt der Cäsaren und der Päpste eroberte. Ich durchstreifte alle Viertel, sah mit glänzenden Augen zum ersten Mal das Forum Romanum, erlebte die Hektik des chaotischen Verkehrs und das Gedränge auf den mondänen Einkaufsboulevards.
In einer schmalen Straße unweit der Spanischen Treppe zog mich ein geöffnetes Tor magisch an. Nach einem kurzen Durchgang öffnete sich ein hübscher, mit Weinlaub bewachsener Hof, in dem sich ein Restaurant befand. So lauschig und schön, dass ich mein gesamtes Taschengeld dafür gegeben hätte, dort einzukehren. Wenn es denn gereicht hätte. Es reichte aber nicht. Schweren Herzens ging ich zurück auf die Straße, als gerade eine große Platte mit köstlich duftenden Antipasti an mir vorbei zu einem fröhlichen Tisch getragen wurde. Ich schwor mir, das Essen im „Otello alla Concordia“ irgendwann in meinem Leben nachzuholen.
Was genau auf diesem duftenden Tablett war, konnte ich nicht sehen, aber ich stelle mir vor, dass es diese köstlichen Auberginen-Beignets waren:
(Für 2 Personen, als Vorspeise)
2 nicht zu dicke Auberginen, gewaschen und in 1 cm starke Scheiben geschnitten
8 kleine Cocktailtomaten, entkernt und gewürfelt
7 getrocknete Tomaten, in kleine Stücke geschnitten
3 Zweige Petersilie, fein gehackt
3 EL frisch geriebener Parmesan
3 EL Semmelbrösel
1 dicke Zehe Knoblauch, fein gehackt
Bestes Olivenöl
Fleur de Sel
Piment d‘Espelette
Die Auberginen auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech platzieren, zart mit Salz bestreuen und 15 Minuten stehen lassen, dann abtupfen, mit ein wenig Olivenöl beträufeln und in den auf 180 Grad vorgeheizten Backofen schieben. Dort bleiben sie jetzt mindestens 15 Minuten, bis sie fast gar sind.
In der Zwischenzeit in einer Pfanne bei mittlerer Hitze die rohen Tomatenstückchen und die feingehackte Petersilie andünsten, nach 5 Minuten die Knoblauchwürfel und die Stücke von den getrockneten Tomaten zugeben. Dann die Mischung in ein Gefäß geben, Parmesan und Semmelbrösel dazugeben. Olivenöl hinzugeben, bis eine streichfähige Paste entstanden ist. Zart salzen und etwas Piment d’Espelette hinzugeben. Diese Paste streichen wir jetzt auf die Auberginenscheiben, die wir aus dem Ofen gezogen haben. Unter dem Backofengrill nun noch 5 Minuten kross werden lassen, bis der Käse und die Semmelbrösel Farbe annehmen. Fertig! Nun noch mit etwas Olivenöl beträufeln und mit einem Glas eiskaltem Rosé servieren.
Meine Geschichte mit dem „Otello“ hatte übrigens ein Happy End.
Ein schöner Frühlingstag, 22 Jahre später. Ich war zu einem Branchenkongress in Rom. Am ersten Kongresstag, kurz vor der Mittagszeit, fiel mir plötzlich mein jugendlicher Schwur wieder ein, irgendwann ins „Otello“ zurückzukehren. Ich sprang blitzartig in ein Taxi, ließ mich an der Spanischen Treppe absetzen und ging schnurstracks zur Via Delle Croce. Einen Plan brauchte ich nicht, so hatte sich die Erinnerung eingebrannt. Da saß ich dann glücklich unter dichtem Weinlaub und gönnte mir, ganz alleine, eine opulente Mahlzeit. Als ich fertig war und den kurzen Durchgang zurück auf die Straße passierte, drehte ich mich noch einmal um zu meinem Sehnsuchtsort und hatte dabei sicher eine kleine Träne im Augenwinkel. À bientôt!
p.s.: Das Restaurant „Otello alla Concordia“ gibt es immer noch. Mit 16 war es für mich das unerreichbare, vermutlich beste Lokal der Welt. Wunderschön und ein wenig verwunschen ist es freilich noch immer. Und jedes Mal, wenn ich in Rom bin, gehe ich zumindest hier vorbei und denke mit ein bisschen Wehmut an diesen April 1984 zurück. Wer mal in Rom ist, findet es hier: Home – Otello alla Concordia|Roma