Bitten von Ehefrauen kann man natürlich abschlagen. Sollte man aber besser nicht tun. Diese Grundregel der Evolution gilt auch für Frau Knauber und mich. Letztens bat sie mich, für eine Veranstaltung in ihrer Galerie „eine Kleinigkeit“ beizusteuern, damit hungrige Kunstfreunde neben tollen Gemälden und Skulpturen auch einen kulinarischen Impuls bekommen, wenn sie sich zu einer Finissage nach Schöneberg aufmachen. Als die Galerie vor einigen Jahren eingerichtet wurde, konnte ich mich mit meinen Erwartungen an Größe und Ausstattung der dortigen Küche nicht durchsetzen. Schließlich sei es eine Galerie und kein Restaurant, entschied Frau Knauber damals. Das stimmt zwar, aber es bedeutet, dass ich solche kulinarischen Kleinigkeiten immer zuhause vorbereite, meistens am Vortag.
Eine andere Grundregel der Evolution besagt, dass bei jeder Party die Minibouletten, Frikadellen, oder wie immer man dazu sagt, stets als Erstes aufgegessen werden. Der Klassiker, also Gehacktes mit Zwiebeln, Semmelbröseln, Majoran und Senf, reicht dabei eigentlich völlig, die Leute lieben es. Warum also nicht diese beiden Grundgesetze der Evolution miteinander verbinden? Da ich in letzter Zeit viele orientalische Rezepte gelesen und danach gekocht habe, wollte ich mal einen anderen Akzent setzen. Also gab es Köfte, und die gingen so:
(für 4 Personen)
800 Gramm gemischtes Hackfleisch (Lamm und Rind oder Schwein und Rind)
1 kleine Zwiebel, feingehackt
2 Knoblauchzehen, fein gewürfelt (ich nehme gern den Knoblauchschneider, dadurch werden die Würfel exakt gleich groß und man spart sich die Knoblauch-Finger)
50 Gramm Pinienkerne, ohne Fett in der Pfanne angeröstet
Ein kleines Bund glatte Petersilie, feingehackt
1 EL Piment d‘Espelette oder Chiliflocken
1 1/2 TL Zimt oder Quatre Épices
1 1/2 TL fein gemörserte Pimentkörner
80-100 Gramm Semmelbrösel (je nach gewünschter Konsistenz der Köfte)
3/4 TL Pulver von der Muskatblüte
1 1/2 TL schwarzer Pfeffer (grob gemörsert)
2 TL Fleur de sel (normales Salz tut‘s auch)
2 Eier
Zwiebeln und Knoblauch lasse ich in der Pfanne glasig werden, dann etwas abkühlen. Danach werden alle Zutaten gut miteinander verknetet. Nun forme ich die etwas länglichen Köfte à 40 Gramm und brate sie in der Pfanne rundum goldbraun durch. Direkt aus dem Bräter schmecken sie natürlich am besten. Aber ich musste mich leider bremsen, denn das Ergebnis meiner Arbeit sollte ja schließlich Galeriebesucher erfreuen und nicht mich. Also abkühlen lassen, zwecks Saftigkeit luftdicht einschweißen und sich selber ein Butterbrot machen. Diese Köfte kann man gut mit einem Dip (Paprikacreme, Hummus, Frischkäse) servieren und sie lassen sich nebenbei aus der Hand essen. Den Kunstfreunden hat es geschmeckt. Probiert diese würzigen kleinen Dinger mal bei der nächsten Party für das Buffet, die Platte mit diesen besonderen Bouletten wird als erste leer sein. Evolution halt.
p.s.: Wer in Berlin-Schöneberg unterwegs ist, sollte mal in Frau Knaubers Galerie vorbeischauen. Nicht (nur) wegen der guten Snacks, denn es ist ja schließlich eine Galerie – und kein Restaurant. http://www.galerie-knauber.de
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