Nein, ich wollte nicht schreiben. Drei Wochen lang in der Provence sein, ganz analog, null digital. Aber wenn das Thermometer die 36 Grad erklettert, wenn man deshalb ganz früh auf dem Wochenmarkt war und jetzt fröhlich in einem malerischen Natursteinhaus hinter 50 Zentimeter dicken, kühlen Mauern sitzt, dann könnte man Siesta halten. Oder schauen, was die Tüten vom Markt so hergeben – und den Freunden dieser Seite eine kleine kulinarische Postkarte schicken.
Der Markt, der in „meinem“ Provencedorf seit 1515 jeden Mittwoch stattfindet, ist ein Erlebnis. Im Vorbeigehen sauge ich die Düfte und Eindrücke ein, die in der Luft liegen. Obst, Gemüse, Kräuter, der Käsestand, Berge von Gewürzen, Körbe voller pikant duftender Würste aller Größen, dazwischen Antiquitäten und Trödel, vom alten Ricard-Glas bis zur Porzellanpuppe. Seifen, Öle, Antipasti. Ein Paella-Stand an der Ecke, Hähnchen, die sich am Spieß drehen, ein etwas zweifelhafter Trüffelhändler (dicke Wintertrüffel im Sommer?), dazwischen Textilien, riesige Tischdecken mit farbenfrohem provencalischem Dekor, Trockenfrüchte, Nüsse, Hüte und Olivenholzbretter. Es ist voll, es ist prall und es ist bunt. Es ist die Provence!
Dann packen wir mal die Tüten aus, die ich aus diesem Schlaraffenland herausgeschleppt habe. Da wären zum Beispiel zwei kleine, heute früh geschöpfte Ziegenfrischkäse, mild, leicht säuerlich und mit sehr zartem Aroma. Bei denen bleibe ich hängen. Ein kleiner Hunger macht sich bemerkbar. Der eine wird pikant angerichtet. Mit konfierten Tomaten, Olivenöl, etwas Camargue-Salz, einer Paprikapaste, Pfeffer, Kräutern der Provence. Als Krönung eine Spur scharfes Piment aus Monteux. Der andere wie ein Dessert: Mit saftigen Erdbeeren und tiefdunkelroten Himbeeren von der Ardèche, dazu etwas Basilikum und eine Spur schwarzer Pfeffer. Was für ein Marktimbiss. Mal sehen, was ich noch so in den Tüten habe. À bientôt!