Himmel, Erde und ein Extra
Boudin ist das französische Wort für Blutwurst. Und für ein Gericht, bei dem diese mit Zwiebeln gebraten wird. In meiner saarländischen Heimat ist dieser Begriff ebenfalls gebräuchlich, wird aber nicht mehr ganz so elegant ausgesprochen: „Buddeng“ heißt das dann bei uns. Die Rheinländer nennen es eher sphärisch „Himmel unn Ääd“, also Himmel und Erde, dann kommen aber Apfelstücke oder gar Apfelmus dazu. In Ostdeutschland ist man weniger blumig und sagt dazu sehr plastisch „Tote Oma“. Dann aber wieder ohne Äpfel, dafür mit viel Majoran und oft auch noch mit etwas Leberwurst in der Nebenrolle.
Aus all diesen Spielarten hat sich in meiner Küche eines unserer Lieblingsgerichte entwickelt. Das kommt häufig dann zum Einsatz, wenn es schnell und trotzdem lecker sein soll. Oder wenn ich einen knackigen Gutsriesling im Haus habe, der eine ideale kulinarische Begleitung braucht. Dieses Lieblingsgericht ist ein Flammkuchen mit Blutwurst, Zwiebeln, Äpfeln und Honigsenf:
1 Packung Flammkuchenteig
2 Blutwürste von Marcus Benser (oder notfalls ein 3/4 Ring „scharfer Veri“), in Scheiben geschnitten
150 g Frischkäse
4 EL Sahne
2 EL Schittlauch, feine Ringe
1 Apfel (Gloster, Jonagold oder Booskopp), geschält, entkernt und in 16 Spalten geschnitten
3 kleine Zwiebeln, mit dem Hobel in hauchfeine Ringe geschnitten
4 EL Honigsenf (von „Maille“ aus Dijon – oder selber angerührt aus 3 EL Senf und einem guten EL flüssigem Honig)
Schwarzer Pfeffer (Malabar)
Fleur de Sel
Den Frischkäse und die Sahne in einer Schüssel verrühren, bis die Masse cremig wird. Salzen, pfeffern und den Schnittlauch zugeben. Den auf einem Blech ausgerollten Flammkuchenteig gleichmäßig mit der Käsecrème bestreichen. Nun den Honigsenf dünn und ebenfalls sehr gleichmäßig darauf verstreichen. Jetzt mit den Zwiebeln belegen, die Blutwurst verteilen und zuletzt die Apfelspalten dazwischenschieben.
Das köstliche Blech dann auf der mittleren Schiene in den auf 220 Grad vorgeheizten Backofen schieben und 17 Minuten backen. Temperatur und Garzeit können je nach Hersteller des Flammkuchenteigs abweichen. Das Extra ist hier der Honigsenf, der aus diesem bodenständigen Gericht einen echten Leckerschmecker macht. Öffnet man den Backofen, ist man durch die Düfte ganz schnell in himmlischen Gefilden. Für die Erdung sorgt dann der dazu perfekt passende Mosel-Riesling, am liebsten von Petgen-Dahm aus Perl oder von Nik Weis aus Leiwen. Der liefert zu den Äpfeln ein süßes Echo und mit seiner Säure zur Blutwurst einen markanten Gegenpart. Ich liebe dieses Gericht auch als animierenden Starter für ein Essen mit mehreren Gästen. Das Blech ist im Nu leergeputzt, und die Gäste pendeln, selig lächelnd, irgendwo zwischen Himmel und Erde. À bientôt!
p.s.: Alles über die unfassbar gute Blutwurst von Marcus Benser findet ihr hier: https://m.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/ritter-vom-orden-der-blutwurst-der-fleischermeister-von-neukoelln/1798886.html
Und zum Schluss noch eine Frage: Wie nennt man in eurer Gegend die Kombination von Blutwurst und Zwiebeln?