Der leckerste und letzte Rest
Letzte Urlaubstage haben immer so was Schattiges, sogar an knallblauen Oktobertagen. Der Schatten der nahenden Abreise. Die Sanduhr, die im Kopf immer so ein bisschen bitter-süß mitläuft. Der letzte Susumaniello bei Gianni, nur noch ein Eis im „Roma“, der letzte Teller knusprig-würziges Fritto Misto und ein allerletzter, fröhlicher, aber eben auch ein wenig schattiger Abend mit deutschen und italienischen Freunden in der Lieblingsbar bei Giacomo.
Die letzten Urlaubstage sind auch die Tage, an denen ich trotz des verlockendsten Angebotes in Läden und auf Märkten nichts mehr einkaufe. Und wenn ich dann doch in Versuchung komme, murmelt Frau Knauber liebevoll, aber mit auf freundlich geputzter Strenge: „Du weißt ja, was wir alles noch im Kühlschrank haben?“ Zwangsläufig gibt es dann das, wozu wir in Deutsch „Resteessen“ sagen, aber sogar das ist in Italien ein Fest.
Mal sehen, was noch im Kühlschrank ist. Ah, die großartigen, kleinen Mozzarella-Zöpfchen aus Giuseppes Laden an der Ecke, hmmm, waren die zart. Und die getrockneten Tomaten von Laras Familie aus dem Glas, kleine Geschmacks-Explosionen, jede von ihnen. Die Petersilie im Gemüsefach ist auch noch in gutem Zustand. Allora, dann gibt es jetzt eine „Pasta Arrivederci“, wie ich unser Resteessen mal taufen möchte.
(Für 4 Teller)
1 angefangene Tüte Strozzapreti, ca. 350 g
15-20 kleine gedrehte Mozzarella-Zöpfchen, in kleine Stücke geschnitten
1/2 Glas getrocknete, eingelegte Tomaten (zum Beispiel von Arenazza), in schmale Streifen geschnitten
1 dicke Zehe Knoblauch, geschält, fein gewürfelt
1 gestrichener EL pikantes Peperoncino-Pulver
1/2 kl. Bund Petersilie, fein gehackt
6 EL Pflanzenöl
Olivenöl, Menge nach Geschmack
Die Nudeln nach Vorgabe kochen. Währenddessen Pflanzenöl in einer Kasserolle auf mittlerer Stufe erhitzen, erst die geschnittenen Trockentomaten, die Knoblauchwürfel und dann die Petersilie hinzugeben. Nach einer Minute die Hitze abstellen.
Die Pasta gar kochen, die Nudeln abseihen und wieder zurück in den Kochtopf geben. Nun die Mozzarella und den Inhalt der Kasserolle zu den Nudeln geben und unterheben. Salzen und noch ein wenig pfeffern, dann nicht zu geizig mit Olivenöl begießen, es ist ja noch genug davon da in der Urlaubsküche. Die Flasche darf also ein paar mal appetitlich gluckern.
Jetzt sind wir fertig. Was ist das für eine würzige, intensive Pasta, und das so ganz ohne Sauce. Nach dem Vermischen der übrigen Zutaten mit den dampfenden Nudeln beginnen die Mozzarellastücke, immer elastischer zu werden, bevor sie dann sahnig zerfließen. Wenn ich solche Mozzarella zuhause kaufen könnte, gäbe es das jede Woche! Während des Essens stoppt sogar die Sanduhr im Kopf, jede Gabel bringt die kleinen Sensationen des Urlaubs zurück auf die Zunge! Und im Kühlschrank finde ich noch eine angefangene Flasche Minutolo von Rampone aus dem Valle d´Itria, die gestern Abend auf der Terrasse übrig geblieben ist.
An alle sprachkundigen Leser: Gibt es eigentlich ein italienisches Wort für Resteessen? In jedem Fall lässt sich auf diese Weise eine schattige Abschiedsstimmung schon viel besser ertragen. À bientôt!
p.s. Wie gut, dass ich gleich die nächsten Flüge in die Sonne buchen werde. Und dann schaue ich mal, was noch so im Kühlschrank ist.
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