Coq provençal: Auf ein Huhn unter Freunden
Auch Freundschaft geht durch den Magen, da bin ich mir ganz sicher. Weil ich es schon erlebt habe, zum Beispiel bei diesem unvergesslichen Essen an einem magischen Abend in der Provence. Und das kam so: Vor ein paar Jahren wollten wir mal einen richtigen Sommer in der Provence erleben. Also nicht die üblichen zwei Wochen, sondern wirklich einen ganzen Monat! Gesagt, getan: Mit guten Freunden mieteten wir uns für vier Wochen ein Landhaus im Vaucluse. Ihr könnt Euch dieses Haus ziemlich genau so vorstellen wie das Weingut in dem Film “Ein gutes Jahr”: Ein charmant-morbides Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert mit schattiger Allee zur Straße, einem parkähnlichen Garten und einer perfekt ausgestatteten Küche. Wo die Hütte steht, wird nicht verraten. Aber es ist ein Traumhaus, gelegen am Rande eines kleinen Ortes mit Blick auf den Mont Ventoux. Und Aussicht auf ein Tal voller Lavendelfelder, die im Laufe jenes verzauberten Sommers fast täglich einen anderen Violett-Ton annahmen.
Wenn man hier vier Wochen vor sich hat, zusammen mit engsten Freunden, dann kommt eine Zeit, die man nie mehr vergisst. Und das gilt auch für die Küche, vor allem dann, wenn mehrere leidenschaftliche Hobbyköche am Start und die besten Produkte Südfrankreichs in Reichweite sind.
An einem ganz besonderes schönen Nachmittag, wir hatten schon eine Runde Boule mit eiskaltem Rosé hinter uns, verkündete Andrea, sie werde am Abend kochen, was bei uns große Vorfreude weckte. Man muss nämlich wissen, dass Andrea eine tolle Köchin ist, nicht nur weil sie einige Jahre auf Sardinien gelebt hat. Als wir wenige Stunden später auf der Terrasse in der Abendsonne Platz nahmen, servierte sie uns dieses Huhn à la provençale:
1–2 Hähnchenschenkel pro Person (wenn möglich “Label Rouge”-Maishähnchenschenkel; die sind kleiner, aber haben den finalen Huhn-Geschmack!)
1/2 Kopf Sellerie, 5 Karotten, geschält und in Würfel geschnitten mit ca. 1 cm Kantenlänge
10 Schalotten, halbiert
1 Glas schwarze Oliven, halbiert
20 Knoblauchzehen
Tapenade (schwarze Olivenpaste), Menge nach Geschmack
1/2 Flasche trockener Weißwein
1 großes Glas Geflügelfond (oder Hühnerbrühe, am besten selbst gemacht)
1/2 Liter Sahne
Olivenöl, Salz, Pfeffer, Thymian, Rosmarin, Mehl
Die Schenkel salzen, pfeffern, leicht in Mehl wenden, in einer Pfanne anbraten und in eine große Auflaufform geben, Knoblauch und Schalotten dazugeben. Die Hälfte des Fonds und den Weißwein angießen und im vorgeheizten Backofen anderthalb Stunden bei 200 Grad weitergaren, dabei öfter wenden.
Nun die Sellerie- und Karottenwürfel mit den Oliven, Rosmarin und Thymian knackig dünsten und beiseite stellen.
Für die Sauce die Sahne und den restlichen Fond in einem Topf auf die Hälfte reduzieren. Nach ca. anderthalb Stunden im Backofen den Bratensaft der durchgebratenen Schenkel abgießen, mit den Schalotten und Knoblauchzehen zur Sauce geben und diese nun mit einigen Löffeln Tapenade binden. Gemüse, Schalotten und Oliven zur Sauce geben und abschmecken. Die Schenkel eventuell noch kurz unter dem Backofengrill ein wenig aufknuspern, anrichten und mit dem Gemüse servieren. Dazu Nudeln oder einfach Baguette reichen.
Ihr werdet wirklich staunen, wie sich Kräuter, Knoblauch, Sahne, Bratensaft und Tapenade mit dem Gemüse zu einer kraftvollen Geschmacksexpolsion verbunden haben! Es passt natürlich immer ein Rosé dazu – aber den hatten wir ja schon zum Boule. Besser noch wäre ein mittelschwerer Cotes du Ventoux, zum Beispiel ein “Terres de Truffes” von der Genossenschaft TerraVentoux aus Villes-sur-Auzon.
Ach, was war das für ein Abend! Und so wurde dieses Essen zu einem wundervollen Auftakt für lange Gespräche unter Freunden und viel Gelächter unter einem funkelnden provençalischen Sternenhimmel. Merci, Andrea! Und: À bientôt!