Kommt mir irgendwie spanisch vor
Natürlich war es leichtsinnig, als ich meiner Frau beiläufig zusagte, für das spanisch angehauchte Sommerfest in ihrer Kunst-Galerie “ein paar” Tapas zu machen. Wer schon mal für 70 Gäste diese kleinen Snacks zubereitet hat, weiß, wovon ich spreche. Ich dachte mir natürlich, dass es schön wäre, neben den üblichen Oliven-Käse-Spießen noch etwas Raffinierteres anzubieten. Also: Blätterteig-Schnecken, gefüllt mit rotem Pesto, Serranoschinken und Manchegokäse sowie Chips von der scharfen Chorizo-Wurst. Am Ende schuftete ich alleine wie ein ganzer Partyservice. Alleine, da alle meine Freunde zufällig an diesem Tag etwas anderes vorhatten. Zufällig. Aber keine Angst, das folgende Rezept ist auf vier Personen heruntergerechnet:
Für das rote Pesto:
100g getrocknete Tomaten, kleingeschnitten
2 Zehen Knoblauch, fein gewürfelt im Knoblauchschneider
4 EL Pinienkerne, leicht angeröstet
1/2 TL milde Chiliflocken
75ml Olivenöl
75ml Wasser
25g Tomatenmark
100g Parmesan, gerieben
1 EL Balsamico
Pfeffer
Für die Serrano-Schnecken:
8 Scheiben Serrano-Schinken, dünn aufgeschnitten
100g Manchego-Käse, mit dem Trüffehobel dünn gehobelt
1 Packung Blätterteig für ein Ofenblech (fertig, für ein Antipasto fange ich mit dem Blätterteig selber machen erst an, wenn ich in Rente bin!)
1 Eigelb
Für die Chroizo-Chips:
100g Chroizowurst, nicht zu dünn aufgeschnitten
Die Zutaten für das rote Pesto in einem hohen Gefäß vermischen und mit dem Pürierstab bearbeiten, bis eine feine Paste entstanden ist. Den Blätterteig nun ausrollen, vierteln und das Pesto dünn und gleichmäßig auf dem Blätterteig verstreichen. Das Ganze nun mit dem Serrano belegen und mit etwas Käse bestreuen. Danach die Teigplatte von der längeren Seite her aufrollen, die Kante vorsichtig festdrücken und die Rolle dann mit einem sehr scharfen Messer in etwa 1,5 Zentimeter breite Stücke zerschneiden. Nun werden die Schnecken mit Eigelb bepinselt, auf ein mit Backpapier belegtes Backblech gesetzt und bei rund 200 Grad (Packungangabe beachten) 15-20 Minuten gebacken, bis sie eine schöne Farbe angenommen haben. Was von dem Pesto übrig bleibt, hält sich im Kühlschrank gut zwei Wochen.
Wenn man etwas mehr Blätterteig hat, kann man auch anfangen, zu experimentieren. Nett ist zum Beispiel auch Ziegenfrischkäse, schwarzer Pfeffer, Kräuter der Provence und eine dünne Schicht schwarze Olivenpaste! Ist aber jetzt eher Südfrankreich als Spanien und schon mit dem Pesto war ich ja vom iberischen Standpunkt her ein wenig ungenau. Also nix für die Galerie-Gäste.
Für die Chips die Chorizo-Scheiben auf Backpapier auslegen und bei 200 Grad ca. 6 Minuten auf mittlerer Schiene backen, wenden, und weitere 6 Minuten backen, bis sie eine leicht bräunliche Farbe annehmen und schön kross sind. Im Handumdrehen sind knusprige, herzhafte Chips entstanden, die zum sommerlichen Aperitiv ein perfekter Begleiter sind. Das einzig anspruchsvolle bei den Chips ist das richtige Timing. Zu früh aus dem Ofen geholt sind sie leicht gummiartig, zu spät schmecken sie etwas angebrannt. Also ab der zehnten Minute beobachten und vielleicht mal einen probieren.
In zwei großen Tragetaschen schleppte ich dann an jenem Spätnachmittag meine Tapas in die Galerie. Passenderweise hieß die laufende Ausstellung “Siesta” und genau danach war mir denn auch. Am Ende war das Ergebnis von drei Stunden Arbeit in einer gefühlten Viertelstunde verputzt. Diese leicht deprimierende Tatsache konnte ich mir jedoch dadurch schön rechnen, dass 15 Minuten mal 70 Gäste immerhin 17,5 Stunden ergibt. Sonst wär’ mir die ganze Aktion auch sicher irgendwie spanisch vorgekommen. À bientôt!
Ines 5. Januar 2018 @ 12:40
Super Rainer.Mach weiter so !!!!
Rainer Knauber 5. Januar 2018 @ 13:26
Merci vielmals, liebe Ines!