In der Schule lernten wir, dass die letzte große französisch-britische Seeschlacht bei Trafalgar mit einem klaren Sieg der Briten und der völligen Vernichtung der napoleonischen Marine endete. Was man nicht in der Schule lernt, ist, dass die wirklich allerletzte Seeschlacht zwischen diesen beiden Nationen zugunsten Frankreichs entschieden wurde. Beteiligte waren fünf britische und 35 französische Fischerboote im August 2018. Der Hintergrund: Vor der französischen Küste fängt man die besten Jakobsmuscheln der Welt. Während der Schonzeit von Mai bis Oktober dürfen die Fischer der Grande Nation die köstliche Kammmuschel nicht befischen – bei den britischen Kollegen gibt es diese Vorschrift nicht. Mit der Folge, dass englische Boote sich schon Ende August in die französischen Küstengewässer aufmachen, um die begehrten Leckerbissen in ihren Netzen einzusammeln. Keine gute Idee, denn mit bretonischen Fischern sollte man sich besser nicht anlegen. In der Nacht 28. zum 29. August schlugen die Franzosen zurück. Die Eindringlinge wurden auf See umringt, mit Steinen beworfen, mit Leuchtraketen beschossen, man rammte sich gar gegenseitig und am Ende kehrten die Engländer ohne Muscheln, aber mit Löchern im Rumpf in ihre Häfen zurück. Eine Szenerie wie aus einem Asterix-Heft. Dieser Konflikt auf See ist als “Jakobsmuschelkrieg” in den Medien bekannt geworden.
Und tatsächlich ist die umkämpfte Muschel schon einen kleinen Seekrieg wert: Sie lässt sich einwickeln, grillen, dämpfen, als Tatar servieren, marinieren und flambieren, sie gibt mit fast jeder Sauce eine gute Figur ab: Die Jakobsmuschel macht nahezu alles mit und ist in jedem Menü ein kleines Highlight. Weil es mit ihr nie langweilig wird, die Gerichte immer ganz schnell gehen und trotzdem viel her machen, hat sie in meinem kulinarischen Herzen einen ganz besonderen Platz. Letztens schenkte mir mein Freund Dieter, ein großer Genießer, eine ganz besondere Flasche Soja-Sauce mit Lauch-Auszügen. Dieses köstliche Produkt des österreichischen Starkochs Tomislav Eder-Dananic hat mich zu einem sehr schlichten und dennoch leckeren asiatischen Teller inspiriert. Und der geht so:
(Für 2 Personen als Zwischengericht)
8 Jakobsmuscheln
1 Bund Frühlingszwiebeln, geputzt und in Ringe geschnitten
8 EL Sojasauce („Soy and Soul“ Lauch von Tomislaw Eder-Dananic)
Fleur de Sel
1 Prise Cayennepfeffer
3 EL Mehl
Die Jakobsmuschen gründlich waschen und mit Küchenpapier trockentupfen. Leicht mit wenig Salz und Cayennepfeffer bestreuen und in Mehl wenden. Die Muscheln jetzt in Pflanzenöl von beiden Seiten 2 Minuten braten, bis sie eine schöne Farbe haben und eine festere Konsistenz annehmen, aber noch nicht gummiartig sind. 5 Minuten im Backofen bei 50 Grad nachziehen lassen.
Währenddessen in der gleichen Pfanne die Frühlingszwiebelröllchen in Pflanzenöl leicht anbraten. Zuletzt die Muscheln anrichten, mit der Sojasauce beträufeln und einen Löffel Frühlingszwiebeln darüber geben. Fertig. Die zarten Muscheln lieben die Sojasauce, deren lauchiges Aroma durch die Frühlingszwiebeln einen zusätzlichen Kick bekommt. Dazu passt ein Glas Champagner – der edle Tropfen ist ein würdiger Begleiter für diesen einfachen und doch raffinierten Teller. À bientôt!
p.s.: Im Netz findet man übrigens reichlich Bilder vom glorreichen Jakobsmuschelkrieg, zum Beispiel hier: Jakobsmuschelkrieg geht weiter | Euronews