Meditation mit Artischocke
Früher habe ich das Schälen und Vorbereiten von Artischocken gehasst. Wahnsinnig viel Arbeit und dauert lange, eine Menge Abfall, Messer verfärben sich komisch, Artischocken werden schnell braun. Heute liebe ich es. Die kleinen, zarten Artischocken, die man jetzt auf den Märkten bekommt, verlangen volle Aufmerksamkeit. Und diese konzentrierte Küchenarbeit ist eine wundervolle, fast meditative Auszeit. Wenn man zum Beispiel von Krieg, Corona oder Inflation in den Nachrichten den Kanal mal wieder so richtig voll hat. Ohmmmmmmmmm – ohmmmmmmmm. Und los geht’s!
Eine Schüssel Eiswasser mit dem Saft von zwei Zitronen habe ich an einem sonnigen Platz in der Küche bereitgestellt, außerdem eine große Schüssel für die Schälreste, ein großes Arbeitsbrett, meine schärfsten Messer und einen exzellenten Gemüseschäler. Und ein Glas duftenden Rosé, in diesem Fall von der Domaine Marchandise. Es beginnt. Zuerst schneide ich die Artischocke oben an den Blättern bis kurz vor dem Artischockenboden ab. Dann werden die groben Blätter großzügig abgezupft. Mit einem ultrascharfen Gemüsemesser schnitze ich dann rundum die Ränder frei, bevor der Stiel geschält wird, bis sein heller Kern freigelegt und das fasrige Grün verschwunden ist. Jetzt die Artischocke nur noch halbieren und die Ansätze von Heu mit der scharfen Klinge in einer halbkreisförmigen Bewegung herausschälen. Größere Exemplare werden geviertelt. Und dann ab ins Eiswasser mit Zitronensaft – so bleiben die Artischocken hell.
Der Berg aus Blättern und Schälresten wächst. Meine innere Ruhe auch, wie ich da in der Sonne sitze und mir eine Artischocke nach der anderen vornehme. Die Schnitz- und Schälarbeit wird mit jeder Artischocke flüssiger und besser. Es gibt nur noch das Gemüse, das Messer und mich. Und den Rosé. Ohmmmmmmm. Zuletzt schwimmen die kleinen leckeren Dinger alle im eiskalten Wasser und warten auf die Pfanne und ihre gemüsigen Begleiter für diese Artischockenpfanne:
(für 2 Personen)
6 kleine Artischocken, küchenfertig geschält wie beschrieben
4 große Karotten, geschält und in Scheiben von 3-4 Millimeter Dicke geschnitten
4 festkochende Kartoffeln, geschält, gewürfelt mit 2 cm Kantenlänge
1 weiße Zwiebel, in mitttelfeine Ringe gehobelt
1 dicke oder 2 kleine Knoblauchzehen, fein gewürfelt
1/2 Bund Petersilie, fein gehackt
Schwarzer Pfeffer
Fleur de Sel
1 kleine Prise Cayennepfeffer
1 große Handvoll Anelli Sciliani, kleine runde Nudeln, gar gekocht
1 Glas Weißwein
1 Zitrone
Olivenöl
6 EL Pflanzenöl
In einer großen Pfanne die Artischocken im Pflanzenöl zunächst leicht anbraten, dann die Temperatur reduzieren und zehn Minuten weitergaren. Nun die Zwiebelringe sowie den Knoblauch hinzugeben und zwei bis drei Minuten andünsten. Dann kommen die Karottenscheiben und Kartoffelwürfel dazu werden fünf Minuten auf höherer Temperatur angedünstet. Jetzt die Petersilie zugeben und den Weißwein angießen. Den Wein auf mittlerer Temperatur einkochen lassen und die Anelli dazugeben. Salzen, pfeffern, fertig. Mehr Gemüse geht nicht. Nun noch mit Olivenöl beträufeln, eine Spur Zitronensaft darüber pressen und servieren. Nun habe ich nicht nur ein leckeres Essen auf dem Tisch, sondern bin außerdem komplett tiefenentspannt. Ohmmmmmmmmmm! À bientôt!