Koch’s noch einmal, Sam!
Rick Blaine, Ilsa Lund, Capitain Renault und Major Strasser sind Figuren, die man niemals wieder vergisst, wenn man „Casablanca“ einmal gesehen hat. Ein großes Melodram um Liebe, Loyalität und Verrat. Man beobachtet dabei aber auch 102 Minuten lang eine Menge zwielichtiger Charaktere, die permanent trinken. Cognac, Brandy oder gar „French 75“, einen Champagnercocktail, der recht viel Gin beinhaltet. Gegessen wird in dem Kultfilm weniger. Dabei hat die marokkanische Küche viel mehr zu bieten als die üblichen Verdächtigen wie Couscous und Tajine. Zum Beispiel dieses Hühnchen:
(Für 2 Personen)
4 Schenkel vom Maishuhn bester Qualität, an den Gelenken getrennt
1 Brust vom Maishuhn, mit Haut, halbiert
400 ml intensiver Geflügelfond (selbst gemacht oder aus 600 ml eingekocht)
150 ml Marsala
40 g Rosinen
4 Schalotten, in dünne Scheiben gehobelt
2 Knoblauchzehen, dünn gehobelt
6 Cocktailtomaten, geviertelt
1 Zimtstange
1 Lorbeerblatt
1 Pimentkorn
3 TL Piment d‘Espelette
1 Chilischote, halbiert und entkernt
Fleur de Sel
Zwei Stunden vor Beginn der Küchenarbeit den Marsala kurz erwärmen und die Rosinen darin zwei Stunden einweichen. In einem großen Gusstopf die Hühnerteile bei mittlerer Temperatur goldgelb anbraten, dann herausheben und beiseite stellen. Anschließend die Schalottenringe und Knoblauchscheiben zehn Minuten bei geringer Hitze anschwitzen und dabei mit dem Piment d‘Espelette bestreuen. Hätte ich es im Haus gehabt, wäre jetzt auch ein wenig Safran hinzugekommen. Dann die Tomaten und Chilihälften dazugeben und ein paar Minuten mitbraten lassen. Mit Marsala und Fond aufgießen, alle übrigen Zutaten und die Hühnerteile hinzufügen, kurz aufkochen lassen und 90 Minuten in den auf 150 Grad vorgeheizten Backofen geben. Schon bald duftet es wie in der Medina von Casablanca.
Nach Ende der Garzeit die jetzt butterzarten Hühnerstücke wieder herausheben und die Sauce abschmecken. Wichtig ist hier der gut balancierte Kontrast zwischen der Süße des Zimt-durchzogenen Marsala und der markanten Schärfe der Chilischote. Da die kleinen Dinger manchmal aber auch mild sein können, muss man notfalls noch etwas Piment d’Espelette nachlegen. Oder noch besser: ein, zwei Teelöffel Harissa, eine marokkanische Paste aus Chili und Knoblauch. Zu scharf darf es natürlich nicht werden, aber kurz davor sollte es schon sein! Dazu gibt es Reis oder Couscous und im Glas einen schönen Muscat aus dem Elsass. Der passt wirklich perfekt!
Wenn dieses duftende Essen besonders gut gelungen ist, fühlt sich das fast an wie der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Und wäre dieses Gericht in „Casablanca“ vorgekommen, hätte Ingrid Bergmann sicher gesagt: „Koch’s noch einmal, Sam!“. À bientôt!
p.s.: Ich habe mir „Casablanca“ letztens mal wieder angeschaut. Man merkt dem Film seine gut 80 Jahre in wirklich keiner Sekunde an. Am besten gefiel mir diesmal Bogeys trockene Antwort auf die Frage von Major Strasser, welcher Nationalität er denn sei: „Ich bin Trinker“.