Volare! Die Nudeln von Dean Martins Mamma
„Volare oh oh – Cantare oh oh oh oh!“ Wer hätte das nicht schon zu Studentenzeiten auf einer schlimmen Fête zu Chianti aus der 2-Liter-Korbflasche angestimmt. Erinnerung schnell wieder ausblenden! Einer, bei dem der Song so richtig cool klang, war Dean Martin, geboren als Dino Crochetti. Der lebensfrohe, bekennende Italo-Amerikaner wäre dieser Tage 100 geworden. Ich schätze seine Musik, seine Entspanntheit und den klassischen Dino-Style seit Jahrzehnten.
Grund genug für mich, ein bisschen Recherche zu treiben und ihm zu Ehren sein Familien-Rezept für „Pasta e fagioli“ hier kundzutun. Das ist ein sehr traditionelles Bohnen-Nudel-Gericht, das als Suppe serviert werden kann, aber, mit weniger Wasser, auch als Pasta-Gericht funktioniert. Ich habe es vor einiger Zeit nachgekocht und es war in seiner Einfachheit wirklich überzeugend. Nur der Zimt, den tat von allen im Abruzzen-Dorf nur Dinos Mamma an dieses Gericht und das gibt dem Ganzen eine wirklich spezielle Note. Es gibt zahllose Abwandlungen dieses Klassikers. Vermutlich wie bei uns in Deutschland bei der Kartoffelsuppe. Manche nehmen statt Wasser Geflügelfond, andere geben noch Knoblauch hinzu und gehackte Petersilie, es soll sogar Menschen geben, die gewürfelten Schinken und passierte Tomaten dazugeben. Klingt sehr interessant. Wir tun das alles jetzt aus Pietät vor dem Jubilar nicht, zumindest nicht offiziell.
Dinos Mutter Angela Crochetti bereitete dieses Sonntags-Essen gerne in einem sogenannten dutch-oven zu, einem Feuertopf, wie man ihn aus klassischen Western kennt. Ich stelle mir daher die Konstistenz irgendwo zwischen Pasta-Gericht und einer Suppe vor, vielleicht ähnlich einem Chili con Carne:
(sechs Personen)
ein ordentlicher Guß Olivenöl
850 Gramm Cannellini-Bohnen aus der Dose
1-2 mittelgroße Zwiebeln, feingewürfelt
½ Espressolöffel Zimt
6 Tassen Wasser (ich habe stattdessen Gemüsebrühe genommen, sind ja hier nicht 1904 in den Abruzzen!)
Salz und Pfeffer
1 Tasse Ditalini Rigate-Nudeln (das sind die kleinen, ganz kurzen Röhren)
Parmesankäse oder Pecorino Romano, frisch gerieben
“Let’s fly way up to the clouds …” Wir legen los. Die Herren ziehen sich jetzt bitte einen Smoking an, dazu ein rotes Einstecktuch. Nun einen doppelten Whisky bereitstellen, Jack Daniels (für die Bourbon-Fans) oder J&B (für die Scotch-Puristen), der Meister hat beide geschätzt. Dean Martin-CD starten. Einen Schluck trinken, Schürze umbinden.
Wer jetzt keinen original „Dutch oven“-Feuertopf zur Hand hat, muss nicht nervös werden. Ein Gußtopf tut’s auch. Das Olivenöl leicht erhitzen und die Zwiebelwürfel darin glasig werden lassen. Die Bohnen mit der Flüssigkeit aus der Dose dazugeben. Dann das Wasser und den Zimt hinein und das Ganze 15 Minuten bei mittlerer Hitze köcheln. Die Hitze nochmal deutlich zurücknehmen, den Deckel drauf und 90 Minuten ganz leise köcheln lassen. Ab und zu umrühren und laut mitsingen, wenn gerade niemand in der Nähe ist. Jetzt die Nudeln zugeben und weitere 15 Minuten leise köcheln.
Zeit, den Whisky nachzuschenken, gegebenenfalls eine zu rauchen und das Einstecktuch zu richten. Lautsprecher: „No wonder my happy heart sings/ Your love has given me wings …”
Jetzt sind die Nudeln gar und die Stärke aus dem Bohnenwasser hat das Ganze ein wenig eingedickt. Zeit, mit Salz und Pfeffer, eventuell auch mit etwas mehr Zimt abzuschmecken. An diesem Punkt ist durch weitere Zugabe von Wasser oder Brühe zu entscheiden, ob man es mehr wie einen Eintopf oder eher wie eine Suppe essen möchte. Nach Geschmack Parmesan-Käse einrühren und eine Flasche Rotwein öffnen. Muss ja keine Korbflasche Chianti sein. Vor dem Servieren unbedingt nochmal checken, ob das Einstecktuch nicht verrutscht ist. “Nel blu, dipinto di blu/ E che dici di stare lassú…”
A presto!
p.s. Wer sich für eine amerikanische Koch-Show interessiert, in der Deana Martin, eine Tochter des Entertainers, dieses Rezept präsentiert, der kann das hier finden: https://www.youtube.com/watch?v=z30OCDR9ylw
Eine etwas opulentere Variante finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=k8keQZBFI74
Antonietta Okajima 20. Oktober 2017 @ 18:32
Mir gefällt dein Blog wirklich richtig gut! Ich hoffe es kommen noch viele neue informative Beiträge! 🙂
Rainer Knauber 21. Oktober 2017 @ 16:53
Vielen Dank, ich hoffe, es macht auch weiterhin Freude, mal vorbeizuschauen!
Holgi 12. Juni 2017 @ 11:50
With his pots and pans so shiny / He’s more fun than a penny arcade
Won’t you listen to his sing-song / Of the peddler’s serenade
Das klingt ja allerliebst! Pasta faglioli ist ja eh schon herzerwärmend, aber die Dino-Variante ist natürlich noch zusätzlich aufgeladen mit musikalisch-kulinarischen emozioni. Wundervoll!
There’s one for the maccaroni / And a one for the garlic and the sauce
It’s gotta Long handle for showing / The husband who’s the boss