Kleiner Wein, ganz groß!
Der Marcillac ist der totale Underdog. Ein Wein, den niemand kennt, eine Rebsorte, deren Namen man noch nie gehört hat, aus einer Weinregion, von der man überhaupt nichts weiß. Das alles ändert sich schlagartig nach dem ersten Schluck.
Die Frucht ist vorn, die Tannine ordnen sich zart und schmeichelnd unter, dazu kommt aber etwas Wildes, das man noch nie auf der Zunge hatte. Marcillac ist eine Appellation im Südwesten Frankreichs und vielleicht nach Cahors, Madiran & Co. die nächste unterschätzte Appellation, die aus dem toten Winkel der Weinwelt heraustritt. Bis zu 400 Meter hoch stehen hier im Aveyron seit der Römerzeit die Reben. Atlantik und Kontinent kämpfen um die klimatische Vorherrschaft, was den Charakter des Weins prägt.
Bei 14 Grad gekühlt zu trinken, erinnert er vordergründig ein wenig an einen Beaujolais aus bester Lage, aber das ist nur der erste Eindruck. Was nachkommt, ist vielschichtig, dicht und von einer selten geschmeckten, schlanken Fruchtigkeit, die uns die Fer Savadou-Traube schenkt. Irgendwie sage ich mir, dass Weine wahrscheinlich früher einmal so geschmeckt haben.
Hier, zwischen Gascogne, Massif Central und Languedoc liegt für viele das wahre Frankreich: Lieblich, aber auch scharfkantig, ursprünglich und voller Charakter. So wie dieser Tropfen, der angesichts seiner Qualität übrigens überaus bezahlbar ist, bei diversen Anbietern zwischen 8 und 9 Euro. Lagerfähig soll er dem Vernehmen nach auch noch sein. Aber dazu haben diese Flaschen bei mir keine Chance. Der “Lo Sang del Pais” von der Domaine du Cros ist eine Entdeckung Wert. À bientôt!
http://www.pinard-de-picard.de/katalog/wein/detail/994108866.html