Zarte Fischlein aus der Nachbarschaft

Wenn man in eine Ferienwohnung regelmäßig wiederkehrt, lernt man irgendwann auch die Nachbarn kennen. Zum Beispiel Niccolò. Er arbeitet, obwohl über 70, heute noch als Bootsbauer in einer kleinen Werft in seiner kleinen Stadt an der Adria. Wir kennen ihn nicht sehr gut, aber unser italienisches Sprachvermögen reicht immerhin für Gespräche über das Wetter, Nachfragen zur Gesundheit und ein freundliches „Buongiorno“, wenn man sich im Treppenhaus trifft.

Wir mögen Niccolò und seine Tochter Appolonia. Und scheinbar mögen sie uns auch ein bisschen. Vielleicht, weil wir immer wiederkommen und die kleine Stadt am Meer so lieben.

„Merluzzo fresco!“ erklärt mir Appolonia strahlend und reicht mir einen Plastikteller, auf dem sich sechs sauber geputzte kleine Fische befinden. Eben seien die zarten Fischlein mit dem Fischerboot im Hafen angekommen, Niccolò hat sie mitgebracht und für uns ausgenommen. Ein kleines Geschenk unter Nachbarn. Und ein großes Geschenk für unser Mittagessen.

Was der Merluzzo für ein Fisch ist, ist ein bisschen unklar. Wörtlich übersetzt wäre es Kabeljau. Diese Fische sehen aber eher aus wie kleine Seehechte, auf Italienisch Nasello. Egal. Es kommt drauf an, wie man sie macht. Und das war, ein bisschen sizilianisch inspiriert, so:

6 kleine Seefische
1 kleine Fenchelknolle, mittelfein gehobelt (Fenchelgrün grob gehackt als Deko zurückbehalten)
1 Bio-Orange; die Schale mit einem Zestenschneider abgeschält, eine Hälfte der Orange in Scheiben geschnitten, die andere Hälfte ausgepresst
1 Handvoll schwarze Oliven
1 Handvoll Cocktailtomaten, halbiert
2 EL Pinienkerne, in einer Pfanne ohne Öl leicht geröstet
4 getrocknete Feigen, gewürfelt
1 EL Fenchelsamen, grob gemörsert
Fleur de sel
Weißer Pfeffer
Olivenöl
1 kleines Glas Weißwein

Großzügig Olivenöl in eine tiefe Schale geben. Die gehobelten Scheiben vom Fenchel in die Schale geben. Dann die Tomaten, Orangenschalen, Oliven und Feigenwürfel darauf verteilen. Fenchelsamen und Orangenzesten darüberstreuen, salzen, pfeffern, mit etwas Orangensaft, einem Schluck Weißwein und nochmal etwas Olivenöl beträufeln. Die Schale kommt jetzt 10 Minuten bei 140 Grad in den Backofen. So kann das Gemüse schon etwas garen, denn es braucht länger als die leckeren Fische.

Dann holen wir die Schale aus dem Ofen, setzen die zart gepfefferten und sehr behutsam gesalzenen Fische auf das Gemüse und schieben alles für 15 Minuten zurück in den Backofen. Vor dem Servieren noch ein wenig Olivenöl auf die Fische träufeln und mit Pinienkernen und Fenchelgrün bestreuen. Buonissimo!

Dazu kommt ein frischer Weißwein auf den Tisch. Leicht muss er sein und gut gekühlt. Wir freuen uns schon aufs nächste Mal. Auf Himmel und Meer blau in blau, auf die Sonne – und auf unsere Nachbarn. À bientôt!