Über das Hamstern mit Stil
Über Corona darf man sich nicht lustig machen. Wie wär´s stattdessen mit dem Hamstern? Warum tun wir das eigentlich? Ein Kollege von mir, er hat den schönen Beruf des Risikomanagers, führt das Hamstern auf die kollektive Vermutung zurück, dass in der gegenwärtigen Situation früher oder später alle hamstern würden. Weshalb es dann auch alle tun, um nicht vor leeren Regalen zu stehen. Mir kam es lange irgendwie blöd vor, wegen der allgegenwärtigen Hysterie in den Medien plötzlich mit einem Einkaufswagen voller Reis, Nudeln und Konserven an einer Supermarktkasse zu stehen. Ich esse nämlich nur wenig Reis, selten Nudeln und praktisch gar keine Konserven. Man sähe ja zudem aus wie die Typen auf den Standbildern in den Nachrichten, wenn über Hamsterkäufe berichtet wird. Berge von Wasserflaschen und Raviolidosen.
Mit einem schneidenden „Dosenravioli kommen mir nicht ins Haus!“ (das Ausrufezeichen war hörbar) leistete dann Frau Knauber einen richtungsweisenden Beitrag zu unserer häuslichen Diskussion über die Frage, wie man vielleicht dann doch in diesen Zeiten die häuslichen Bestände etwas aufstocken könnte. Also beschloss ich, den Kühl-, den Lager- und den Tiefkühlschrank etwas mehr als sonst mit feinen Sachen zu füllen. Es gibt tolle Wurstkonserven, zum Beispiel Markus Bensers grandiose Blut- und Leberwurst. Es gibt Foie Gras im Glas bei Lafayette. In jedem Franzosenladen gibt es große Gläser mit Cassoulet, eingemachter Entenkeule mit weißen Bohnen. Es gibt in guten Käsegeschäften buttrigen Tomme de Savoie, der am Stück wochenlang haltbar ist. Es gibt so vieles, was man lagern, aber auch genießen kann.
Man kann natürlich auch vorkochen und einfrieren. Ich entschied mich unter anderem für eine Bolognese, die so gemüsig ist, dass dabei sogar Veganer in Quarantäne schwach werden könnten. Ok, ist wahrscheinlich jetzt übertrieben. Aber sie geht so:
(für sechs Personen – wenn man nichts einfriert)
1 kg gemischtes Hackfleisch
500 g Karotten, geschält und sehr fein gewürfelt
300 g Staudensellerie, geputzt und sehr fein gewürfelt
200 g Zwiebeln, fein gewürfelt
6 Zehen Knoblauch, im Knoblauchschneider sehr fein gewürfelt
300 g durchwachsener, mild geräucherter Bauchspeck, fein gewürfelt
1 kg passierte Tomaten
800 ml Kalbsfond
100 ml Weißwein
4 EL Tomatenmark
100 ml Chili-Ketchup (Heinz)
100 ml Milch
3 EL Fleur de sel
1 EL weißer Pfeffer
1 Prise schwarzer Pfeffer
1 EL Weber Rodeo Barbeque Gewürzmischung
1 TL Cajun-Gewürzmischung (von Rimoco)
1 gestrichener TL Quatre Épices (Mischung aus weißem Pfeffer, Zimt, Nelken und Muskat)
Zunächst suchen wir uns einen großen Gusstopf. Das Hackfleisch darin portionsweise scharf anbraten, so dass es auch leichte Röstspuren zeigt. Das Hack dann herausnehmen und beiseite stellen. Nun die Speckwürfel anbraten, nach und nach das Gemüse hinzugeben alles und bei geschlossenem Deckel 10 Minuten anschwitzen lassen und dabei zwischendurch mal durchmischen, damit nichts anbrennt. Es ist schon ein echter Berg Gemüse, den wir da haben und es duftet schon betörend. Jetzt geben wir wieder das Hack hinzu, das Tomatenmark, den Weißwein und nach und nach die übrigen Zutaten und Gewürze. Deckel drauf. Zwei Stunden (mindestens!) irgendwas anderes machen, den immer köstlicher werdenden Duft muss man dabei allerdings aushalten können. Und ab und zu umrühren. Fertig. Das Ergebnis braucht eigentlich keinen frisch geriebenen Parmesan mehr, aber der lässt sich natürlich auch sehr gut lagern. Mit dieser Bolognese auf dem Teller und im Tiefkühlschrank lässt sich vieles ertragen, vielleicht sogar ein 45minütiges ZDF-Spezial über das Virus. Aber über Corona darf man sich ja nicht lustig machen. À bientôt!