Lasst uns den Ahr-Winzern helfen!
Freundlich blitzende Augen, ein markanter Schnurrbart, ein großer, wuchtiger Kerl. Und immer ein paar Flaschen offen. So erlebte ich Werner Näkel Mitte der 90er Jahre erstmals in Friedrichshafen, wo sich entlang der Uferpromenade bei der ersten Bodensee-Weinmesse Winzer an Winzer aufreihten. Da waren die ganz großen Namen und die Newcomer. „Die Weine von Näkel musst Du probieren!“, insistierte eine Freundin und zerrte mich regelrecht zu seinem Stand. Damals war er noch ein Newcomer, aber ein junger Wilder mit einer großen Vision: Spätburgunder im französischen Stil in Eichenfässern auszubauen, mit kleinsten Hektarerträgen für intensive Weine – er war einer der ersten, der der ganzen Welt gezeigt hat, was auch in deutschem Rotwein steckt. Was ich im Glas hatte, hätte ich im Maconnais oder in der Bourgogne verortet, aber niemals an der Ahr.
Zehn Jahre später saß ich ihm – inzwischen war er ein ganz großer der Weinwelt – wieder gegenüber, bei einem sehr exklusiven Abendessen. Die Augen blitzten immer noch freundlich. Und da war wieder dieser erwartungsvolle Blick, wenn man seinen Wein probierte. Es war ein Erlebnis, einen ganzen Abend mit dieser Weinlegende in einem Berliner Weinkeller zu sitzen, mit ihm über Wein zu sprechen und sehr viele seiner flüssigen Schätze zu verkosten. Diese schöne Erinnerung nahm ich mit nachhause. Und eine signierte Magnum von seinem 2003er Spätburgunder S. Den Wein habe ich schon längst getrunken, aber die Flasche hat einen Ehrenplatz.
Die Flut an der Ahr hat auch das Weingut Meyer-Näkel, das inzwischen von Werner Näkels Töchtern geführt wird, verwüstet. Eichenfässer, Maschinen, Pressen: alles weg. Und so wie der Familie Näkel geht es vielen Winzern im Ahrtal. Oft sind die Lagerbestände zerstört und auch die Maschinen, die zur Pflege und Ernte des 2021er Jahrgangs gebraucht werden. Denn die Reben hängen noch in den Weinbergen und sollen bald gelesen werden.
Die Ahr ist eines der kleinsten, aber auch eines der feinsten Weinbaugebiete in Deutschland. Das war sie jedenfalls bisher, und das soll sie wieder werden! Der Verband deutscher Prädikatsweingüter hat eine Spendenaktion gestartet, die den Wiederaufbau der zerstörten Kellereien unterstützen soll, und organisiert Hilfe von Winzern aus benachbarten Regionen, um den Jahrgang 2021 für die Winzerfamilen an der Ahr zu retten. Ich habe gerade gespendet und würde mich sehr freuen, wenn einige meiner Leserinnen und Leser dies auch tun würden. VDP: Der Adler hilft: Ahr
À bientôt!
p.s.: Eine andere tolle Initiative: Viele Winzer und Weinhändler haben Weine gestiftet, die man als Solida(h)ritätspaket bestellen kann. Der Erlös fließt auch der Spendensammlung des VDP zu: SOLIDA(H)RITÄT Paket (st-antony.de)