Dafür geh’ ich meilenweit!
Erinnert sich noch jemand an den Camel-Mann, der „meilenweit“ für seine Glimmstengel ging? Viel weiter gehen seit dem 7. Jahrhundert die Pilger auf dem Jakobsweg für eine Muschel. Die Jakobsmuschel, am Ende des 800 Kilometer langen Weges von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela aus dem Meer gesammelt, ist nach dem heiligen Jakobus, dem Schutzpatron der Pilger, benannt. Sie ist seit Jahrhunderten das Erkennungszeichen derjenigen, die den langen Weg zur Erleuchtung hinter sich gebracht haben. Am Wanderstab, an der Kleidung oder am Hutband befestigt, sicherte die Muschelschale mit der markanten Optik dem heimgekehrten Träger hohes Ansehen, wurde ihm später nicht selten mit ins Grab gegeben und hat sogar Eingang in zahlreiche Adelswappen rund um die Welt gefunden. Ich würde für die aromatischen Kammmuscheln auch ziemlich weit gehen. Zum Glück muss ich das nicht, denn meine Fischtheke bei Karstadt hält sie oft in guter Qualität bereit. Die Jakobsmuschel macht so ziemlich alles mit. Sie schmeckt auf beiden Seiten kurz gebraten am besten und vermählt sich gern mit fast jeder Sauce, die der Fantasie der Köche entspringt.
(für 4 Personen)
12 küchenfertige Jakobsmuscheln
40 g Chorizo, grob gewürfelt
5 reife, rote Paprikaschoten (ich nehme gern die überreifen, ein wenig runzligen Exemplare, die haben die schönste Süße!)
3 Schalotten, fein gehackt
150 ml Geflügelfond
1 gestrichener EL Piment d’Espelette
Cayennepfeffer, vorsichtig dosiert
1 TL Fleur de sel
1 TL Zucker
3 EL Mehl
Die Paprikaschoten schälen, entkernen und in Würfel schneiden. Die Schalottenwürfel einige Minuten in Pflanzenöl anschwitzen, die Paprika zugeben und mit geschlossenem Deckel 15 Minuten bei mittlerer Temperatur garen bis die Würfel weich sind. Währenddessen ab und zu ein wenig Geflügelfond zugeben und umrühren. Wenn die Paprika weich ist, den restlichen Geflügelfond angießen und das Ganze mit einem Pürierstab fein zerkleinern. Dann den Topf wieder zurück auf den Herd stellen und das Paprikamus bis zur gewünschten Konsistenz weiter einköcheln lassen. Jetzt mit den Gewürzen abschmecken. Der Zucker unterstreicht die Süße, Piment d’Espelette und Cayennepfeffer geben eine milde, aber nachhaltige Schärfe, die leichten Bitternoten der gereiften Paprika bilden dazu einen köstlichen Kontrast. Jetzt wieder Deckel drauf und auf kleinster Flamme warm halten. Die Jakobsmuscheln in Mehl wenden, mit einer sehr scharfen Klinge rautenförmig einschneiden und von jeder Seite anderthalb Minuten anbraten. Im auf 100 Grad vorgeheizten Backofen fünf Minuten nachgaren lassen. Die Chrizowürfel in der noch heißen Pfanne braten, sie dürfen dabei aber keinesfalls verbrennen. Dann ist es soweit: Die Pilgermuscheln mit dem köstlichen Paprikamus, den Chroizowürfeln und etwas Tagliatelle servieren. Dazu gibt es ein wunderbares Fläschchen Rosé „Brume“ von Chateau Labelle in der Gascogne. Für diesen Teller könnte man glatt meilenweit pilgern – oder mindestens dankbar niederknien. À bientôt!
p.s.: Der schönste Film, den ich zum Thema Jakobsweg kenne, heißt „Saint Jacques – Pilgern auf Französisch“. Man möchte danach sofort losgehen.