Aubergine gewinnt!
Die Küche ist immer gut vorbereitet, wenn mein Freund Matthias alle zwei, drei Wochen zum großen Kocheinsatz vorbeikommt. Die Arbeitsbretter liegen an ihrem Platz, die Messer sind penibel geschärft, die Oberflächen blitzblank. Wein und Wasser sind im Kühlschrank und ich stelle schon mal die Gläser bereit, denn Köche können durstig werden. Die Bühne ist jetzt vorbereitet, damit hier über Stunden nach Herzenslust aufgekocht werden kann. Das Ganze machen wir schon seit vielen Jahren, aber im Lockdown hat es eine feste Form bekommen. Und eine neue Ambition: Wir wollen alte Klassiker so richtig gut aufleben lassen, aber auch völlig neue Sachen ausprobieren. Wir wagen uns an komplizierte Gerichte, kochen unsere Fonds selbst, es wird fermentiert und so manches fast vergessene Küchenutensil kommt endlich zum Einsatz.
Ein kleiner Pasta-Gang muss immer dabei sein, sonst gibt es keine Regeln. Während ich das alles vorbereite, rast Frau Knauber wie ein geölter Blitz auf dem Fahrrad von ihrer Galerie nachhause, denn sie will nichts verpassen. Matthias steht bei gutem Wetter währenddessen noch auf dem Bouleplatz. Sein Rucksack ist voller feiner Sachen, denn auch er hat eingekauft und steuert immer mindestens einen oft überraschenden Gang bei. Um 17 Uhr klingelt Matzi. Erst mal zwei Ricard. Und einen weißen Port für Frau Knauber. Und dann geht es los.
Wenn es vorbei ist, sitzen wir glücklich beim Kaffee und einem Marc de Gewürztraminer da und lassen das Essen Revue passieren. Was war gut, was hat uns nicht so überzeugt, was kommt ins Repertoire? Und wem aus unserem Freundeskreis könnte was davon besonders gut schmecken, wenn wir nach der Pandemie endlich wieder an einem langen Tisch zusammensitzen werden? Dabei zeigt sich oft: Das Einfache ist nicht immer das Beste. Aber das Beste ist immer einfach. Letztens ist es mal wieder so gewesen, dass eine ganz einfache, kleine Vorspeise alles getoppt hat: Aubergine mit griechischem Schafsjoghurt und frischer Minze. Die Aubergine musste antreten gegen eine herrlich sahnige Morchel-Pasta und den ersten Spargel mit zartem Kalbsfilet – und hat im Nachhinein doch den tiefsten Eindruck hinterlassen. Und diese Aubergine ging so:
(für 4 Personen)
drei mittelgroße Auberginen, längs halbiert, das Fruchtfleisch rautenförmig eingeschnitten
8 eingelegte Trockentomaten, grob gehackt
1 Zweig Rosmarin, die Nadeln fein gehackt
7 Zweige Thymian, die Blättchen fein gehackt
8 Blätter Minze, die Hälfte in feine Streifen geschnitten
½ TL Piment d’ Espelette
Olivenöl
Fleur de sel
Weißer Pfeffer
300 g griechischer Schafsjoghurt
3 Knoblauchzehen. Die Hälfte fein gewürfelt, die andere Hälfte in hauchdünne Scheiben gehobelt.
1 Chilischote, entkernt und feingehackt
Die Auberginenhälften auf ein Backblech setzen, leicht salzen, sparsam mit Olivenöl beträufeln und 40 Minuten bei 220 Grad in den Backofen schieben. Den Joghurt mit dem gehackten Knoblauch, weißem Pfeffer, einem Schuss Olivenöl, einer Prise Fleur de sel und der feingehackten Chili verrühren und kaltstellen.
Die Auberginen aus dem Backofen ziehen, die Fruchtfleisch-Würfel mit einem Löffel herausschaben und in eine Schüssel geben. Nun mit den gehackten Trockentomaten, Thymian, Rosmarin, Knoblauchscheibchen und dem Piment d’ Espelette vermischen. Auch hier passt ein guter Schuss Olivenöl. In einer Pfanne wird diese Mischung für 5 Minuten bei mittlerer Temperatur jetzt noch einmal kurz und sehr sanft angedünstet. Dabei immer wieder mit dem Pfannenwender in Bewegung halten. Das Gemüse soll eigentlich nur erwärmt werden und die Aromen sollen sich ein miteinander verbinden. Dann mit dem Schafsjoghurt auf Tellern anrichten, mit einem Minzblättchen dekorieren und mit der gehackten Minze überstreuen. Das wars schon. Aber was wir auf dem Teller haben, ist köstlicher Kontrast zwischen der warmen, würzigen Aubergine und dem kühlen Schafsjoghurt – und die frische Minze setzt dieser einfachen, mediterranen Vorspeise ein unerwartetes Krönchen auf. Dazu gab es einen gut gekühlten Rosé von Chateau Minuty aus der Provence, zur Zeit mein Favorit.
Zwei Wochen sind jetzt seitdem vergangen. Bald ist es wieder soweit und ich bin schon gespannt, welcher Teller dann vorne liegt. À bientôt!