Plauderei am Weinregal
Samstagmittag, Karstadt, Hermannplatz in Neukölln. Ich schiebe den Einkaufswagen noch ein Stückchen weiter und bleibe vor dem Regal mit den Portweinen, Madeiras und Sherrys stehen. Ich suche einen schönen Twany Port für die Sauce zum Fasan. Ein paar Meter weiter stehen drei Leute beim Karstadt-Sommelier mit ein paar offenen Flaschen, Gläser in der Hand. “Schauen wir doch mal, was er im Einkaufswagen hat. Was er draus gemacht hat, können wir dann bei ‘Knauber kocht’ nachlesen”, sagt einer von ihnen, gerade laut genug, dass ich es hören muss. “Kennen wir uns?” Nein, aber ich lese Ihre Geschichten gern, antwortet er.
Ich muss zugeben, das passiert in letzter Zeit häufiger, als es die Reaktionen bei Facebook oder direkt auf dieser Seite vermuten lassen. Und es ist schön, dass dieses Hobbyprojekt doch inzwischen einigen Menschen Freude macht. Manche schicken Fotos von den Gerichten, die sie nachgekockt haben, empfehlen mir Varianten zu meinen Rezepten oder nennen Restaurants, die ich mal besuchen sollte. Dass in den letzten neun Monaten 1100 Abonnenten bei Facebook zusammengekommen sind, ist auch Anlass zur Freude, denn es ist natürlich schön zu wissen, dass man nicht nur für eine Handvoll engerer Freunde und Bekannter schreibt, sondern dass da inzwischen eine kleine, stetig wachsende Leserschaft im Netz existiert, die ein bisschen Freude an meinen Rezepten und Geschichten findet. Deshalb möchte ich mich gerne mal bei Euch bedanken für Euren Ansporn und Euer Interesse. Gern würde ich mehr schreiben und posten, aber dieser Blog bleibt ein Hobbyprojekt und deshalb gibt es natürlich zeitliche Limits. Und der Spaßfaktor muss stimmen, auch für mich.
Der junge Mann bei Karstadt gab sich dann übrigens als Koch zu erkennen, der schon in etlichen Restaurants mit sehr klangvollen Namen gearbeitet hat. Das freut mich nebenbei bemerkt ganz besonders, denn ich habe von einigen wenigen Köchen auch schon anderes zu hören bzw. zu lesen bekommen. Nein, keine Anfeindungen, weil ich mal den falschen Essig verwendet oder einen nicht so doll passenden Wein zum Essen empfohlen hätte. Es ist eher so, als ob manche es missbilligen, dass da ein Laie in ihre Domäne eingedrungen ist und sich gewissermaßen zu Dingen äußert, von denen sie selbst viel mehr verstehen. Das bedaure ich ein wenig, denn natürlich erhebe ich gar keinen Anspruch darauf, mich als professioneller Koch zu äußern, wie könnte ich. Ich möchte vielmehr all den Profi-Köchen, Sauciers, Pattissiers, Sommeliers und Winzern, die ich im Laufe meines Lebens schätzen gelernt habe, mit meinen Geschichten zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Es sind letztlich immer ihre Ideen, Einfälle und Kreationen, die dann irgendwann auch Hobbyköche inspirieren und unser Essen zuhause und damit unser alltägliches Leben etwas bunter und interessanter machen! Allen Köchen unter meinen Lesern zu Ehren bleibt die Küche übrigens heute Abend kalt. Ich gehe nämlich mit meiner Frau ins Restaurant. À bientôt!