Über Liebe und Koriander
Frau Knauber liebt Koriander. Ich liebe Frau Knauber. Die logische Fortsetzung der Gedankenkette müsste jetzt lauten: „Auch ich liebe Koriander“. Mit dieser Gedankenkette stimmt aber irgendwas nicht, denn ich mag Koriander nicht besonders. Bisweilen finde ich seinen Geschmack etwas seifig und oft zu dominant. Aber da ich, wie bereits festgestellt, Frau Knauber extrem zugetan bin, arbeite ich daran. Denn mit kaum einem Duft aus der Küche kann man sie glücklicher machen.
Dieser Tage blätterte ich im neuen Kochbuch von Sami Tamimi, dem kongenialen Co-Autor des legendären „Jersualem“-Kochbuches von Yotam Ottolengi. Unter dem Titel „Palestina“ hat er hier eine traumhafte und vielversprechende Sammlung von Rezepten aus seiner Heimat vorgelegt. Auf Seite 119 leuchteten mir in sattem Grün Korianderblätter entgegen. Diese geröstete Aubergine mit Tamarinde und Koriander wollte ich mir vornehmen. Und das ging so:
(für 4 Personen)
4 gestrichene EL Tamarindenpaste
4 Auberginen, längs halbiert und rautenförmig eingeschnitten
90 ml Olivenöl
3 große Knoblauchzehen, feingehackt oder mit dem Knoblauchschneider fein gewürfelt
1 Bio-Zitrone, die Schale mit dem Zestenschneider abgerieben und den Saft ausgepresst
2-3 TL Zucker
½ Teelöffel Korianderkörner, leicht angeröstet und dann im Mörser grob zerstoßen
5g Korianderblätter, grob gehackt
Salz
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle (Malabar)
Der Backofen wird auf 200 Grad Umluft vorgeheizt. Die Auberginen auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech anordnen und mit Olivenöl bepinseln, salzen und kräftig pfeffern. Dann ab damit in den Backofen für 35 Minuten.
In der Zwischenzeit aus dem restlichen Olivenöl und den übrigen Zutaten eine Paste herstellen. Die Zitronen-Zesten, die gemörserten Korianderkörner und die Korianderblätter aber zurückbehalten. Die Paste muss jetzt abgeschmeckt werden. Ist sie zu säuerlich, noch etwas Zucker dazugeben für die bessere Balance. Nach Ablauf der Garzeit wird die Paste großzügig auf den schön angebräunten Auberginenhälften verteilt. Dann die Korianderkörner darüberstreuen, nochmal ein wenig nachpfeffern und das Blech für 5-7 Minuten wieder in den Backofen schieben. Das duftet jetzt wirklich wie Tausendundeine Nacht! In der restlichen Garzeit schon mal einen Rosé aufziehen, wir hatten den fabelhaft-fruchtigen „Lumière de Provence“ von der Domaine Estandon.
Die Auberginen herausnehmen, mit den Zitronen-Zesten und Korianderblättern bestreuen und servieren. Frau Knaubers Teller hatte natürlich etwas mehr Korianderkörner und -blätter. Sie liebt Koriander. Und sogar ich muss sagen, dass die kleinen Körner durch das Anrösten enorm gewonnen haben und sich in diesen köstlichen orientalischen Aromenmix wundervoll intergieren. Das ist immer noch keine Liebe. Aber wie gesagt: ich arbeite daran – und bin dem Ziel ein Stück näher gekommen.