Spitzpaprika wie bei Muttern
Was man als Kind zu Essen bekommt? In meiner Generation hing das von den Müttern und Großmüttern ab. Die Väter konnten damals selten kochen – meiner konnte immerhin Salat und auch Bratkartoffeln, letzteres hatte er als junger Kerl im Krieg an Bord eines Minensuchbootes im Mittelmeer lernen müssen.
Aber dann gab es bei mir auch eine „Zweitmutter“. Als Einzelkind hatte ich das Glück, eine lebenslange Freundschaft mit gleichaltrigen Jungs zu finden, die auch 45 Jahre später noch wie meine Brüder sind. Dieses besondere Geschenk bedeutete, dass ich auch oft am Familientisch bei der Mutter der beiden, Antje, sitzen durfte. Mit 8 Jahren ist man kein Gourmet. Wir hatten morgens Nutellabrote mit Quark oder tunkten die unglaublich knusprigen Brötchen vom Bäcker schlicht in eine Tasse Kakao. Und hatten viel zu lachen und zu blödeln. Abends aber gab es bei Antje Spaghetti – und manchmal, mein Favorit, mit Hackfleisch und Reis gefüllte Paprika in Tomatensauce. Das war immer etwas Besonderes.
Antje war wirklich wie eine zusätzliche Mutter. Hat Pflaster geklebt, zugehört und gut zugeredet, wenn ich ein Problem hatte. Und wenn wir uns heute sehen, geht uns der Gesprächsstoff niemals aus. Sie schaut mich immer an, wenn wir reden. Man kann einer Mutter nichts vormachen, das gilt auch für Antje. Als ich kürzlich an diese leise, herzliche, kluge Frau dachte, musste ich als kleine Hommage gefüllte Spitzpaprika machen, die ich ihr hoffentlich bald mal servieren kann. An Frau Knauber habe ich sie bereits getestet und ich werde sie jetzt als sicheres Mittel einsetzen, um die Galeristin etwas früher aus dem Geschäft und nachhause zu locken.
(für 2 Personen)
3 Spitzpaprika, längs halbiert und entkernt
400 g gemischtes Hackfleisch
1 Ei
5 EL Semmelbrösel
50 g Parmesan, frisch gerieben
1 1/2 TL Gyrosgewürz
2 TL feingehackte Petersilie
6 getrocknete, in Öl eingelegte Tomaten bester Qualität, fein gehackt
5 cm langer Streifen aus einer Tube Harissa (Chilipaste aus Marokko)
1 1/2 TL Piment d‘Espelette
1 rote Zwiebel, fein gewürfelt, 15 Minuten auf niedriger Hitze in Pflanzenöl gedünstet
1 Zehe Knoblauch, sehr fein gewürfelt, 7 Minuten auf niedriger Hitze in Pflanzenöl gedünstet
2 EL Fleur de sel
3 EL Gratinkäse
Für die Tomatensauce:
500g passierte Tomaten
Ein Schuss Wasser
1 rote Zwiebel, fein gewürfelt, 15 Minuten auf niedriger Hitze in Pflanzenöl gedünstet
1 Zehe Knoblauch, sehr fein gewürfelt, 7 Minuten auf niedriger Hitze in Pflanzenöl gedünstet
2 EL Oregano, getrocknet
1 EL Fleur de sel
1 EL Zucker
1 gehäufter TL Piment d‘Espelette
1 Prise Cayennepfeffer
Ein Schuss Kräuteressig
Ein Schuss Olivenöl
Zuerst Zwiebeln für das Hack und die Tomatensauce eine Viertelstunde in Pflanzenöl andünsten, nach 7 Minuten den Knoblauch dazugeben. Die Hälfte dieser Mischung kommt ins Hack und kann etwas abkühlen. Das Hackfleisch mit den übrigen Zutaten (außer dem Gratinkäse) gut verkneten und abschmecken. Diese Mischung hat mit dem Parmesan und den fein gehackten eingelegten Trockentomaten bereits roh eine tolle Intensität und eine schöne Schärfe. Eine große Gratinform mit etwas Öl auswischen, die Paprikaschiffchen hineinlegen und mit der Hackmischung füllen. Nun mit dem Gratinkäse bestreuen und 40 Minuten in den auf 175 Grad vorgeheizten Backofen setzen.
Die Zeit reicht für meine schnelle Tomatensauce. Dafür die Zwiebeln mit dem Knoblauch wieder erhitzen, die passierten Tomaten die Gewürze sowie den Essig zugeben, aufkochen lassen und bei niedriger Hitze ohne Deckel eine halbe Stunde köcheln lassen. Zum Schluss abschmecken und einen Schuss Olivenöl zugeben, fertig. Fertig sind jetzt auch die Spitzpaprika, die wunderbar duften. Das ist jetzt keine Haute Cuisine, aber es ist ein wunderbares Wohlfühlessen. Wie bei Muttern halt. À bientôt!