Ein sizilianisches Träumchen

Zu allen Zeiten haben Menschen durch Statussymbole versucht, an Prestige zu gewinnen. In den 1970er Jahren war es ein Bungalow im Nobelvorort mit Mercedes vor der Tür. Bei den alten Römern ein Landgut in Kampanien. Oder noch besser: ein sizilianischer Koch im Haus! Schon als Rom noch ein Dorf war, wurde im 5. Jahrhundert in Syracus unter dem Titel „Der sizilianische Koch“ eines der ersten überlieferten Kochbücher geschrieben.

Bis heute ist die Küche auf der größten Mittelmeerinsel ein kulinarischer Traum, in dem sich die Produkte aus Sizilien mit Einflüssen aus Italien und dem arabischen Raum begegnen. Zitrusfrüchte, Pinienkerne, Fisch, Zimt und Fenchel, Oliven, Pasta und Pistazien sind hier allgegenwärtig. Das vielleicht schlichteste Rezept, das ich von dort kenne, habe ich kürzlich endlich einmal wieder gemacht, als ich im Urlaub in Apulien unbeschreiblich gute Orangen bekam. Dieser Organgensalat eignet sich gut als Amuse Geule oder kleine Vorspeise und ist an einem sonnigen Tag auf der Terrasse ein kulinarisches Träumchen:

(Für 2 Personen)

1 Orange; die aromatischste, die Ihr bekommen könnt!

1 kleine Handvoll schwarze Oliven, gerne Nocellara aus Sizilien (nicht zusätzlich gewürzt oder getrocknet, dann wären sie zu streng für die zarten Aromen auf dem Teller!)

20 hauchdünne Scheiben von der dicken Stange einer Frühlingszwiebel

1 Prise weißer Pfeffer

1 Spritzer Zitronensaft

bestes Olivenöl nach Geschmack

Die Orange sauber schälen, die weiße Haut großzügig wegschneiden und dann die saftige Frucht quer in dünne Scheiben schneiden. Dezent pfeffern, die Ringe der Frühlingszwiebel und die Oliven darauf verteilen. Nun großzügig mit Olivenöl und einem Spritzer Zitronensaft beträufeln. Nächstes Mal werde ich noch etwas Fenchelgrün darüber streuen, aber das hatte ich nicht zur Hand.

Jetzt wird serviert. Die milde Säure der Orange, die dezente Schärfe der Frühlingszwiebeln, das köstliche Öl und die fleischigen, markanten Oliven sind in dieser Harmonie einfach köstlich! Wer braucht da noch einen Mercedes vor der Tür? À bientôt!