Hier macht der Thunfisch bella figura!
Kennt jemand Favignana? Dieses malerische Inselchen vor der Westküste Siziliens war einst die Hochburg des Thunfischfangs. Eine stolze, alte Tonnara zeugt heute noch von dieser Tradition, auch wenn der edle Riesenfisch hier mangels Masse schon lange nicht mehr im großen Maßstab gefangen und verarbeitet wird. Heute kann man die Hallen aus dem 19. und 20. Jahrhundert am Hafen besichtigen und sich von wettergegerbten alten Seebären die Geschichten von der tagelangen, blutigen Thunfischjagd erzählen lassen. Vorbei. Geblieben sind Geschichten, Traditionen und Rezepte. Und die Rezepte spiegeln wider, wie vielfältig die Küche Siziliens ist, und dass unter anderem die Araber während ihrer jahrhundertelangen Herrschaft auf der Insel auch in der Küche ihre Spuren hinterlassen haben. Mit seinem Thunfischaroma, den Pinienkernen und der Frische der Zitrone ist dies ein Paradestück meiner sizilianischen Gerichte und erinnert mich immer an die kleine, grüne Insel mit ihren türkisfarbenen Buchten.
Ich habe diese Thunfischbällchen zum ersten Mal zusammen mit meinen beiden ältesten Freunden am Vatertag vor ein paar Jahren zubereitet und immer, wenn ich ein bisschen durchwachsenen, frischen Thunfisch in einer Fischtheke sehe (ich meine also nicht die geometrisch perfekt geschnittenen, meist aufgetauten Sashimi-Stücke!), kann sich der Speiseplan ruckartig ändern. Die Vorbereitung ist mit einigem Raspeln, Hacken und Abwiegen etwas aufwendig, aber dann geht’s ganz flott. Und man freut sich, dass man eine Küchenwaage hat. Das Rezept ist inspiriert von Jamie Oliver.
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Für vier Personen
- 400 g frischer Thunfisch, gewürfelt (ca. 2cm Kantenlänge)
- 50 g Pinienkerne, leicht angeröstet
- 1 Teelöffel Zimt, 1 guter EL getrockneter Oregano, Salz, Pfeffer
- 1 kleines Bund gehackte Petersilie
- 100 g Semmelbrösel
- 50 g frisch geriebener Parmesan
- 2 Eier
- abgeriebene Schale und Saft einer Zitrone
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Den gewürfelten Thunfisch salzen, pfeffern und mit Zimt in einer Pfanne unter häufigem Rühren von allen Seiten anbraten. Vom Herd nehmen, abkühlen lassen und dann die Fischwürfel in eine Schüssel geben. Nun kommen alle anderen Zutaten hinzu und es wird kräftig geknetet. Dabei sollten die Würfel sich in ihre Fasern auflösen, damit eine gleichförmige Masse entsteht. Ist sie zu zäh, evtl. einen Schuss Olivenöl zugeben, im gegenteiligen Fall vielleicht noch ein paar Löffel Semmelbrösel. Mit den Händen (eine Hand feucht halten für eine glatte Oberfläche!) golfballgroße Bällchen formen. Eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen und dann bei mittlerer Temperatur von allen Seiten goldbraun braten. Dazu nehme ich neutrales Pflanzenöl und einen Schuss Olivenöl.
Perfekte Begleiterin ist eine fruchtige, nicht zu lange geköchelte Tomatensauce mit Oregano und einem Schuss Rotweinessig. Eine wunderbare Vorspeise. Und mit Pasta auch ein genialer Hauptgang. Dazu ein kräftiger Weißwein, zum Beispiel Cataratto oder Grillo, am besten aus Sizilien! Im Moment trinke ich einen duftigen Kikè von der Cantina Fina aus Marsala, und auch der würde zu diesen Fischbällchen eine bella figura machen. Passt aber auch saugut zum Schreiben 🙂
À bientôt!