Alle wollen nur das Eine!
Der Tag wird wohl irgendwann kommen. Aber dann sind wir vorbereitet: Wenn wir dereinst in Nord- und Mitteleuropa nach dem Siegeszug des Veganismus Fleisch und Wurst nur noch über die verschlungenen Wege des Darknet beziehen können, wissen wir jetzt ganz genau, wo wir dann hinfahren. Im Herzen von Barcelona steht das “Lomo Alto”. Das Wort bedeutet zu Deutsch etwa “Lendenstück”. Das Lomo Alto ist ein wahrer Tempel des Fleischgenusses. Die aufwändige, durchgehend schwarz-weiße Innenarchitektur ist eine ausgesprochen elegante Mischung aus Edelboutique, U-Bahn-Station, Schlachthof und Art-Déco-Palast. Schon dafür lohnt sich der Besuch. Das Allerheiligste jedoch sind die Reifeschränke, in denen imposante Rinderhälften bis zu 5 Monate hängen und von Tag zu Tag besser werden. Kotelettstränge, T-Bones und Filets reifen daneben hinter Glas vor sich hin und
auf zwei Ebenen sammeln sich die Jünger des Fleischgenusses zum täglichen Hochamt.
Die Karte bietet vieles, vom Burger bis zum Carpaccio, sogar ein Degustationsmenü. Aber eigentlich wollen alle nur das Eine: Ein 150 Tage gereiftes T-Bone von gut 900 Gramm, am Knochen gebraten, am Tisch aufgeschnitten und nur mit einer Spur Salz und dem eigenen knusprig-würzigen Fettstreifen aromatisiert. Es dauert keine halbe Stunde, dann liegt es vor uns. Purer und intensiver haben wir Rindfleisch selten geschmeckt. Tiefrot ist das Fleisch, zart und geschmacklich überwältigend.
Was für ein Laden! Wir bleiben noch eine ganze Weile sitzen, betrachten, wie an anderen Tischen das Ritual zelebriert wird, nehmen sogar noch Desserts und dazu einen exzellenten, trockenen Muscat von Humm. Wir sitzen, schauen und schwelgen. Und dann noch einen Carajillo, ein Kaffee mit “Schuss”, in diesem Falle ein Brandy von “Magno”. Ein bisschen andächtig gehen wir schließlich doch noch in die Nacht hinaus. Wir kommen ganz bestimmt mal wieder. Und bis zum Endsieg des Veganismus warten wir damit auch nicht. À bientôt!
p.s.: Ganz anders und doch ähnlich, da auch einem Produkt verschrieben, das “Pork”. Wird im Lomo Alto dem Rind würdigst gehuldigt, steht im Pork das iberische Schwein im Mittelpunkt.
Im Eingangsbereich bezeugt ein von der Decke hängendes überdimensioniertes Kunstobjekt des Namenspatrons die Mission dieses Restaurants. Und ganz am Ende des langgestreckten Gastraumes steht der neapolitanische Lehmofen, in dem das Fleisch sein finish findet.
Die Karte bietet von der Vorspeisen- Assiette bis zum Hauptgang diverse Teile und Verarbeitungsformen des Schweins an. Mit Voranmeldung kann ein ganzes Milch-Schweinchen für 6 Personen geordert werden, sofort verfügbar sind Schweinsköpfe, Schultern und Spareribs. Letztere göttlich zart, geschmacksintensiv und honigsüß mariniert. Alles trinkgefällig kombiniert mit einem in Liverpool gebrauten Bier.
Das “Pork”, eine einfache Küche, aber für manch touristengefällige Tapasbar eine lohnende Alternative.